Freitag, Januar 20, 2017

Heckenschweinchens Manieren



Ein Garten ohne Vögel geht gar nicht, vorausgesetzt, dass sie meinen Garten auch als einen Lebensraum für sich annehmen können. Und das tun nun nun mal nicht alle Vogelarten. Selbst Amseln haben ihre Vorlieben  und gehen nicht in allen Gärten auf Nahrungssuche oder suchen sich in ihm ihren Brutplatz. Meiner wird  von Turdus merula täglich heimgesucht. Sie wohnen geradezu drin ... Sie sitzen in Warteschlangen vor meinem Winterfutterangebot aus mit Sonnenblumenöl getränkten Haferflocken oder nehmen den Mispelbaum mit seinen matschigen Restfrüchten in Beschlag.
Andere wühlen emsig in der Laubstreu des Bodens...und hüpfen nur weg, wenn ich den Weg entlanggehe.


Als ich anfing hier meinen Garten zu gestalten , fand ich Winterfütterung eher überflüssig, hatte ich doch reichlich Vogelnährgehölze angepflanzt, die sie IMO über das ganze Jahr hätten zufriedenstellen können. Außerdem befindet sich mein Garten in einer Gegend, in der es noch Ruderalflächen gibt und alten Baumbestand mit Unterholz, und Nachbargärten, die noch nicht alle totgepflegt sind.  Einheitsrasen und Ziergewächse wie Rhododendron, Scheinzypresse, Bambus, Serbische Fichten, Thuja gibt es zwar zunehmend in den Gärten der Neubauten , aber ich sehe noch Gartengehölze,die Vögeln Nahrung und Brutraum anbieten. ( Liguster- Hainbuchen- und Eibenhecken, viel Efeu etc.)
Im Vorgarten sind die Efeubeeren schon an einigen Stellen reif


    Leere Samenkapseln des Pfaffenhütchens
    Aber Planung ist eben nicht alles, man muss die Tierwelt seines Gartens zu beobachten und sehen , ob sie die Angebote auch annehmen. Hier gibt es eine recht gute Übersicht, welche Pflanzen als Nahrungsquelle für Vögel überhaupt in Frage kommen.
    Und hier meine Bewertung der gepflanzten Gehölze in meinem Garten, speziell  hinsichtlich der Amseln.
    Vogelnährgehölze im Garten am Fließ
    Efeu Beeren werden erst im Frühjahr verspeist, wenn sie reif werden.
    Rosen/Hagebutten Die kleinen Hagebutten von PHM und Bobby James werden bevorzugt, sind aber schon nach dem ersten Frost weg.
    Zierapfel Der Zierapfel in meinem Garten hat sehr harte Früchte, die aber inzwischen alle weg sind. Ich konnte eine Amsel beobachten, die sich aus dem Flug davon bediente.
    Pfaffenhütchen Äußerst begehrte Früchte, die aber schon im November abgefressen waren.
    Apfelbaum Eher unbeliebt, selbst als ich verschrumpelte Äpfel aufgeschnitten auf der Terrasse angeboten hatte, blieben diese liegen. Geölte Haferflocken und Rosinen waren attraktiver.
    Mispel Es dauerte einige Jahre bis die heimischen Amseln sich daran bedienten, momentan der Renner bei ihnen.
    Aronia Die Früchte werden schon gefressen, wenn sie noch gar nicht ausgereift sind. Im September hängt da gar nichts mehr dran.
    Holunderbeeren Die Beeren meiner Holundervarietäten ( Guincho Purple und Co.) sind nur mittelgradig beliebt, sind im September aber auch weggefressen.


    Amseln sind Teilzieher im Winter, so  könnten auch Wintergäste aus Skandinavien in meinen Garten schauen und abchecken, ob es hier etwas zu fressen gibt. Ob unter meinen Besuchern also auch diejenigen bleiben, die hier in der Thujahecke ( sic! ) und auf einem Mauervorsprung gebrütet hatten, vermag ich nicht zu sagen. Mir sind alle willkommen, und da im Januar offenbar schon alles an natürlichen Angeboten abgefressen ist, stelle ich ihnen seit ein paar Jahren Untersetzer auf , die regelmäßig mit geölten Haferflocken gefüllt werden. Amseln gehen nun mal nicht an Meisenknödel und Futterspender.  Und wie im letzten Jahr sind es wieder die Untersetzer mit geölten Haferflocken, die hier gierig leer gefressen werden. Manchmal sind hier bis zu dreizehn Amseln in Wartestellung um das Futterangebot, und in den alten Laubbäumen am Fließ sitzen noch andere wartend im Geäst.
    Und es geht nicht gerade manierlich bei der Speiseneinnahme zu. Das innerartliche Aggressionsverhalten während der Brutzeit ist sicherlich jedem bekannt.
    "Außerhalb der Brutzeit sind Amseln meist sozial und können gemeinsam günstige Nahrungsquellen nutzen." lese ich bei wikipedia. Das kann ich nur bedingt bestätigen, so friedlich wie es
     wie es auf dem Foto erscheint war es nur für Sekunden...die Herrschaften hatten sich immer im Auge und verjagten sich ständig.Es war/ist ein Kommen und ein Wegfliegen.



    Es geht heiß her, und leider ist diese Kampfstätte weiter von meinem Beobachtungsfenster entfernt als die zweite Futterstätte vor dem Fenster , so dass die Fotos Glückssache sind. Die Untersätze sind zur Mittagszeit leergefressen, aber aufgefüllte Vorräte mit Aldi-Haferflocken und frischen Sonnenblumenöl, die allemal billiger sind als die vorgefertigte Fettfutterware aus dem Handel, liegen bereit ;-)
    Natürlich sind solche flachen Schalen kritisch zu bewerten, denn Vögel haben nun mal die Eigenkeit während des Fressens auch zu Koten. Dennoch muss ich meinen Heckenschweinchen zugute halten , nicht mitten im Napf sitzen , sondern sehr ordentlich von außen zu picken. Ganz anders als die Buntsprechte, die manchmal den Amseln Gesellschaft leisten.

    Heckensäue unterwegs
    Heckenschweinchen nenne ich sie, weil sie ebenso gerne , wie sie sich am Futternapf aufhalten, im Garten am Boden aufhalten . Dort besonders unter den Buchskugeln und Hecken, in den Beeten das Laub durcheinanderwirbeln, so dass alles auf dem Weg liegt. Das sieht dann aus als ob Mini-Wildsäue unterwegs waren.
    Echte Wildsäue im Wald



     Unter der Mispel sieht es auch entsprechend aus, sie hacken in die Mispeln, tragen sie weg und fressen sie am Boden ...

    Unter dem Baum bleiben dann die zerbröselten Reste und sicherlich auch Kot zurück.Natürlich ist das eine Keimquelle und somit unhygienisch. Die beständigen Minustemperaturen  verhindern Bakterienwachstum . Wann Viren absterben weiß ich nicht, denn die brauchen immer einen Organismus um sich zu vermehren.

    Speisereste unter der Mispel

    Das Usutu-Virus, das in einigen Bundesländern im letzten Jahr zum sogenannten Amselsterben führte, ist glücklicherweise noch nicht hier in Brandenburg nachgewiesen worden. Aber man weiß ja nie, wie schnell so etwas sich ausbreitet. 
    Allerdings wird es über Mücken verbreitet. (Seltsam...ich wusste gar nicht, dass diese Viecher auch Vögel stechen können.)Wissenschaftler haben sogar herausgefunden, dass Vögel ebenso oft gestochen werden wie Menschen. Das liegt am sogenannten Nonanal , ein Stoff den sowohl Menschen als auch Vögel ausdünsten, und der die Mücken anzieht.
    Aber über Mücken können wir aktuell nicht klagen....;-))
    Die Weihnachtsbeleuchtung hängt noch...




    8 Kommentare:

    1. Das war ein lustiger und interessanter Post!
      Darf ich fragen wie Du die Haferflocken/Sonnenblumenöl-Mischung mischt im Verhältnis? Ich denke, dass die Flocken leicht umhüllt sind vom Öl, oder? Wäre auch eine schöne Alternative für mich.
      Bei mir auf dem Balkon bekommen die Vögel meist geschälte Sonnenblumenkerne, Äpfel, Rosinen, eine fertige Mischung und Meisenknödel. Die letzteren werden hauptsächlich von den Spatzen vertilgt. ;-)
      Meisen kommen selten, mal eine Blaumeise, mal eine Kohlmeise. Ein einziges Rotkehlchen kommt ab und zu, das oft von dem Amselmännchen verscheucht wird, welches denkt, dass alles ihm gehört. Nur vor den Tauben hat er Respekt. ;-)
      Die größten Schweine bei mir sind die Amseln. Wenn sie ihre Äpfel zerlegen sieht das richtig nach Schlachtfest aus.

      Liebe Grüße aus Uelzen
      Daniela

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      1. Hallo Daniela,
        es wird intuitiv gemischt, ich gieße etwas öl drauf, vermisch miteiner Gabel und sehe dann, ob alle Flocken getränkt werden...das sieht man dann schon. Die Flocken saugen es auf. Übrigens mögen sie die feinen Haferflocken lieber als die groben ;-) Merkwürdig ist, dass sie die Äpfel, die ich auslege verschmähen, deshalb lasse ich das jetzt einfach. Amseln scheinen regional sehr unterschiedlich zu sein. Richtig...Amseln sind Schweinchen :-). Und sie fressen wie die Scheunendrescher alles weg...
        Viele Grüße in meine alte Heimat
        Sigrun/Sisah

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    2. Ich finde es toll, dass Deine Futterplätze so gut ankommen bei den Vögeln. Hier sieht es etwas mau aus. Sie verschmähen sowohl das Futterhäuschen als auch die Fettringe. Und das, obwohl so viel Schnee liegt.

      LG kathrin

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      1. Merkwürdig...versuch einfach mal verschiedene Varianten. Ich habe jetzt neu ein paar Meisenringe, die auch verschmäht werden, sie gehen nur an die Kugeln. Mal sehen, ob die bis zum Sommer so unberührt bleiben.
        LG Sisah

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    3. Das gibt's ja nicht.... So viele Amseln auf einem Haufen? Hier sind es diesen Winter wieder mal nur zwei, ein Pärchen. Alle anderen werden vehement vertrieben. In einem Winter waren es mal um die 5 und da wurde der Zierapfel auch ausnahmsweise leergefressen. Zu zweit schaffen sie das aber nicht - da könnte man doch unter Amseln ruhig mal ein bisschen kollegialer sein??
      VG
      Elke

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      1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    4. Hallo Sisah,
      Deine Foto's sind wunderbar! Ich hatte meine helle Freude über diesen Post.
      Das Beste ist Deine Tabelle mit Deiner Bewertung über die Vogelnährgehölze. Diese ganzen Krankenheiten die unsere Vögel bekommen können, bereiten mir auch große Sorgen für die Zukunft. Ich gehe täglich das Wassernapf säubern. Aber Keime und Krankheiten lauern überall. Trotzdem füttere ich sie.
      LG lykka

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    5. Tolle Aufnahmen und reichlich interessante Beobachtungen. Im Moment habe ich Deinen Post nur überflogen, aber da gebe ich gern demnächst noch meinen 'Senf dazu' …

      Auch wenn es fürchterlich lange dauert, bis er ausreichend Beeren trägt: Mit einem Ilex würdest Du die Futtervielfalt für den Winter optimal ergänzen. Zumal er an frostigen Tagen auch noch Winterschutz für die Vögel bietet. Daher finde ich auch Wachholder und andere immergrüne so wichtig, denn für die erste Brut werden besonders die immergrünen dichten Gehölze bevorzugt.
      LG Silke

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