Keine Ahnung woher meine Vorliebe für Kletterpflanzen kommt, wahrscheinlich will ich unbewusst in meinem Garten eine Dschungelatmosphäre schaffen oder leide ich unter dem Dornröschensyndrom, so dass das schon Krankheitswert hätte?
Momentan beobachte ich die Rankbewegungen zweier einjähriger Kletterpflanzen:
Dicentra torulosa hatte ich bereits letztes Jahr im Garten: sie ist ein sehr zartes kletterndes tränendes Herz, das erst relativ spät im Vegetationsjahr in Fahrt kommt und erst jetzt ein paar spärliche Blüten zeigt. Die Samen des letzten Jahres hatte ich zwar abgenommen, aber vergessen rechtzeitig vorzuziehen. Ich bemerkte dann aber beim Jäten, wie ein Sämling aufgegangen war und inzwischen ein dichtes Geflecht zwischen Rosen und Aconitum gesponnen hat.
Kletterpflanzen wie diese auch werden mehrere Meter hoch, sind aber nicht in der Lage ihr eigenes Gewicht zu tragen, sind also immer auf der Suche nach Stützen. Die verschiedenen Kletterpflanzen haben verschiedene Methoden zum Klettern, so bildet Efeu Haftwurzeln, Kletterrosen sind sogenannte Spreizklimmer, die sich mit ihren Stacheln so verankern können, dass sie nicht umkippen können. Dicentra torulosa bildet Ranken, die jungen Ranken sind ständig auf der Suche nach Halt. Solche Suchbewegungen nennt man Circumnutationen: Die Organspitzen beschreiben kreisförmige, hin -und herpendelnde Bewegungen, wobei es sich hier um eine Bewegung durch Wachstum handelt. Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen zur Drehgeschwindigkeit der Ranken, Vitis vinifera braucht beispielsweise nur eine Stunde (!) für eine Umdrehung, die Glycine im Vergleich dazu drei Stunden!
Trifft die Pflanze auf einen Widerstand beginnt die Umwindungsreaktion. Wie rasch die Ranken mit Umwindung reagieren auch das wurde untersucht. So gibt es sehr empfindliche Arten wie Passiflora oder die Haargurke, die innerhalb von 3o Sekunden reagieren, Corydalis claviculata braucht dagegen 18 Stunden, hat also eine sehr lange Leitung.
Nach dem Umwinden des Haltepunkts gleicht sie zunächst einer straff gespannten Schnur, dann bildet sich aber eine elastische Schraubenfeder, so dass sie hervorragend gegen Wind und Stoß gesichert ist!