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Freitag, Oktober 31, 2008

Organoleptik


Organoleptik (anklicken, dann wird´s erklärt)
Corinnas Kommentar zum Geschmack des Palmkohls machte mich auf einen interessanten Zusammenhang zwischen dem Angriff der Kohlweißlinge auf meinen Palmkohl und den Folgen für seinen Geschmack aufmerksam. Es ist bekannt, dass Pflanzen sich gegen Parasiten zu wehren versuchen, indem sie ihren Geschmack verändern , bestimmte Stoffe über die Spaltöffnungen der Blätter ausdünsten.Bezogen auf meinen Kohl stelle ich mir folgende Fragen:
  • Auf dem Hochbeet stehen ca. Palmbäumchen des Kohls, der Abstand der einzelnen Pflanzen ist gering, sie berühren sich teilweise gegenseitig. Eine Pflanze ist besiedelt von einer ganzen Armada der fressenden Raupen. Wenn diese Pflanze als Fraßschutz Duftstoffe absondert, welchen Einfluss hat das das auf die angrenzenden Pflanzen ?
  • Corinna schreibt, ihr Broccoli wurde bitter nach einem ähnlichen Befall von Kohlweißlingsraupen. Der Palmkohl, den ich erntete war nicht bitter, sondern einfach nur flach und fad. Wie soll Palmkohl eigentlich schmecken?

Im Netz wird der Geschmack des Palmkohl sehr unterschiedlich beschrieben: ....wie Wirsing....milder als Grünkohl....leicht bitter...sehr lecker.....
oder die Engländer finden ihn...it's remarkably flavorful- meatier than Swiss chard, sweeter than collards and more mellow than peppery mustard greens.
So viele Geschmacksbeschreibungen wie Namen hat dieser Kohl. Naja, die Schönfärberei und manipulativer Sprachgerauch ist in allen Bereichen unserer Mediengesellschaft inzwischen normal. Der Kohl ist sehr dekorativ und ungewöhnlich, wie könnte der Geschmack da aus der Rolle fallen?
Wenn man sich die Rezepte für diesen Kohl durchliest, fällt allerdings auf, dass er so gut wie nie als reine Beilage wie beispielsweise Wirsing oder Butterkohl verwendet wird.Bei meinem Raviolirezept wird er in der Farce mit Petersilie und Parmesan vermischt. In der toskanischen Ribolllito ist er Beiwerk im Eintopf aus Bohnen und anderem Gemüse und auch im portugiesischem Nationalgericht CALDO VERDE wird er mit Chorizo+Muscheln, gewürzt mit Speck und Lobeerblättern serviert. Er braucht also immer einen Geschmacksverstärker,was darauf hindeutet, dass er offenbar wenig Eigengeschmack hat, und mir außerdem irgendwie abgestanden schmeckt. Ein treffendes Wort finde ich ( noch)nicht.

Die andere Frage bleibt allerdings, ob sich der Geschmack einer einzelnen Kohlpflanze nur durch Nachbarschaft einer mit Raupen befallenen Pflanze negativ verändert?
Zufälligerweise ist mir da gestern nämlich eine Nachricht im idw-Newsletter zugeflattert, in der es genau um "Pflanzenschweiß" und seine Auswirkungen auf die Nachbarn geht. In einer wissenschaftlichen Untersuchung geht es um Funktionen pflanzlicher Ausdünstungen, nämlich einmal darum, dass bestimmte Pflanzen bei Hitzestress Isoprene abgeben, um ihr Fotosynthese- System zu schützen, diese Ausdünstungen aber andere Schutzmechanismen benachbarter Pflanzen beeinträchtigen können. So schützen sich Pflanzen vor Fraßinsekten, indem sie über gasige Lockstoffe Schutzinsekten, etwa bestimmte Wespenarten, zu Hilfe rufen," Diese geflügelten Leibwächter beseitigen Raupen dadurch, dass sie ihre Eier in ihnen ablegen oder sie fressen. " Wissenschaftler haben nun transgene Pflanzen entwickelt, denen das Gen für die Produktion von Isopren eingepflanzt wird, so dass die Schutzinsekten von Isopren abgestoßen werden. Es sollte bewiesen werden, dass "für Pflanzen die Zusammensetzung der Umgebungsluft im Pflanzenbestand eine weit wichtigere Rolle als bisher angenommen spielt, wenn sie sich vor Schädlingen schützen wollen”.
Was hat das mit meinem Kohl zu tun? In meinem Garten gibt es momentan definitiv keinen Hitzestress, sondern nur Frassfeinde des Kohls, die leider von keinem Isopren vertrieben wurden *grins*...aber diese wissenschaftliche Untersuchung zeigt mir, wie fein Pflanzen miteinander kommunizieren. Vielleicht sollte ich nächstes Jahr auf der einen Seite des Hochbeetes Grünkohl anpflanzen, auf der anderen Palmkohl und alles mit Netzen vor den Angriffen der Kohlweißlinge schützen, um dann einwandfreie organoleptische Vergleiche anstellen zu können.

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Endlich scheint der Frühling sich entschlossen haben doch noch ins Land zu ziehen. Die öden und deprimierenden Tage und Nächte des Kah...