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Donnerstag, Oktober 20, 2016

Belvedere

Im Reiseführer las ich Agon-Coutainville -ganz in der Nähe unseres "Havre" wäre der traditionsreichste Badeort des Départements Manche, und dass hier bereits unter Napoleon III (im 19. Jahrhundert) Tourismus stattfand. Aber Wikipedia meint, schon im 15 Jh. hätte hier ein erstes Herrenhaus gestanden. Nunja, wo ein Herr sich wohlfühlt, stellen sich dann meistens auch andere ein. 
Das wollte ich mir ansehen. 
Es war dann vor Ort aber nur ein kurzer Hundespaziergang am Strand, die Fahrt mit dem Auto bis zum Parkplatz durch eine ewig lange mit mehr oder weniger herrschaftlichen Herrenhäusern hinter denen das Meer rauschte, törnte mich bereits ziemlich ab. Immerhin muss man den Franzosen lassen, dass in regelmäßigen Abständen dazwischen immer direkter Zugang angelegt worden war, damit jeglicher Plebs zum Meer kommen kann.
Aber die Gegend lebt ja nicht nur vom Tourismus, hier wachsen neben Austern wie in "unserem Havre" auch noch Miesmuscheln.   Das haben wir uns dann näher unter die Lupe genommen. Dazu mussten wir nach Blainville, das gleich nebenan liegt. Es war bereits Mittagszeit, und eine der  Strandhütten dort entpuppte sich als Restaurant ( anklicken, dann hat man einen Eindruck vom Ambiente), das zu unserer Überraschung zu dieser Jahres Zeit auch noch geöffnet hatte. 

Die Ebbe ließ sowieso noch auf sich warten, also nichts wie rein, ich freute mich auf  'Moule-Frites'. Allerdings nahmen wir zunächst auf der mit alten Segeln überdachten Terrasse Platz, da man dort auch den Hund unauffällig ablegen konnte. Mein GG , ein Mann aus einer alten Seefahrernation, sicherlich als alter Yorkshireman auch mit Wikingerblut in seinen Adern, ließ es sich nicht nehmen und aß einen hippen Burger mit Beef ( well-done!). Er kann den Atlantik filternden Miesmuscheln nichts abgewinnen. Ich lass mir die aber nicht mies machen, auch wenn mir einige kritische Sätze  einer alten Schulfreundin (Chemikerin/ Wasseranalytik) in den Ohren klingen, und ich natürlich auch gelesen habe, dass Mikroplastik von Miesmuscheln einverleibt wird. Übrigens findet man im Netz einen munter geschriebenen Bericht in Mare(online) vom nebenan liegenden Strandhütten-Lokal, dass offenbar so hip ist wie sein Äquivalent in den Dünen von Sylt. (Wie heißt es noch?) Das war jedoch geschlossen.

Wir beobachteten durch die trüben Plastikvorhänge, wie das Wasser zurückging, und als wir unser Mahl beendet hatten, wurde es dann laut. Es begann das Defilee der Trecker fahrenden Muschelbetreuer. Wir stapften hinterher und begaben uns zu den Miesmuschelbänken.

Bildunterschrift hinzufügen

Wir holten uns dann doch etwas nasse Füsse, weil das Wasser immer noch stand. Interessant für mich war, dass die Miesmuscheln trotz Eigenkleber ( Byssusfäden) immer noch von einem Netz umwickelt waren.
Aber ich hatte ja angekündigt von einem Strandhütten-Garten zu berichten. Die beiden Strandhüttenlokale hatten bereits Bohemian-Touch -oder besser Shabby-Chic- gepflegt. Aber am Strand entdeckte ich dann das Belvedere, direkt in den Dünen mit Sicht auf das Meer.

Wohnt hier ein 'Derek Jarman' der Normandie im Sommer? Aber im Unterschied zu diesem verstorbenen Künstler, verwendete der Strandgärtner hier die Neophyten des Landes um sein Anwesen zu gestalten und wie Jarman gesammeltes Strandgut vom Spülsaum des Atlantiks.




Es gibt eine Liste der 'Plantes vasculaires invasives de Basses-Normandie'. 
Ich hatte zunächst nach dem Begriff Neophyten gesucht, der aber offenbar anderweitig besetzt ist. Yucca filamentosa, eine Pflanze aus Nordamerika, taucht da aber gar nicht auf. Dabei habe ich sie häufig verwildert in Dünen angetroffen. Wie das? Im Fernsehen sah ich, dass das auf Jersey ganz anders gesehen wurd, dort entfernen Menschen sie inzwischen schon aus der natürlichen Küstenvegetation. Immerhin wuchsen im Vorgarten Stranddisteln und Strandhafer, aber da ginge sicher noch mehr. Was ist mit Meerfenchel und Meerkohl? Die sind ungeheuer dekorativ, so dass ich sie am liebsten auch im Brandenburger Sand hätte!
Eryngium maritinum
Aber mein Garten ist keine Weißdüne wie der Belvedere-Garten.

Mittwoch, Dezember 09, 2015

Schwebende Ideen_1

Die stetige Informationsflut im Netz überfordert mich, was soll ich lesen, was lohnt sich, was nicht? Newsletters, die bei mir ankommen, klicke im meistens weg; vielleicht sollte ich sie ja auch einfach mal abbestellen. So verfahre ich dann eben nach dem Zufallsprinzip: Habe ich mal mehr Zeit zur Verfügung, oder will mich ganz bewusst ablenken von irgendeiner unerfreulichen Tätigkeit, lese ich dann doch eine dieser zahllosen Informationen aus dem WWW.
Diesmal blieb ich an einem Newsletter der Staudengärtnerei 'Gaissmeyer' hängen, seine 'news' beschrieben genau den Zustand, in dem sich wohl momentan die meisten Gartenabhängigen  befinden:
" Bis der Frühling erwacht, und wir Grünfinger wieder Erde an den Händen spüren, können wir schmökern, schwelgen, träumen, Bücher und Kataloge wälzen, schwebende Ideen nach und nach in konkrete Pläne verwandeln" 

In mir ließ besonders die Formulierung 'Schwebende Ideen' etwas anklingen.
Sie fingen nach einem Besuch (während unseres Urlaubs) eines Gartens/Keramikateliers in mirzu schweben an und wabern immer noch. ;-). Dort wurde wundervolle Gartenkeramik herstellt und verkauft, gleichzeitig haben die Keramiker selbst auch einen sehenswerten Garten angelegt.
' Au Grès Du Temps' heißt das Gesamtkunstwerk des Paares, was sehr poetisch klingt, obwohl der Google Übersetzer daraus 'Sandsteinzeit' machen will. Die beiden Töpfer und Keramiker, haben ein Verfahren entwickelt aus rohen,natürlichen Erden frostfeste(!)Gartenkeramik herzustellen. Und die war genauso sehenswert wie der Garten. 
Kiesgarten vor dem Wohnhaus









Wir entdeckten diesen Garten erst am letzten Tag unseres Urlaubs, es war ein trüber und sehr regnerischer Tag, daher die gedimmten Fotos. Dennoch hinterließ die herbstliche Stimmung im Garten und seine Anlage samt aller Keramiken einen bleibenden Eindruck. 
Kein Firlefanz, die Strukturen, Formen und Farben der Pflanzen wirkten für sich. Hin und wieder natürliche Elemente aus Holz, Stein und Metall und 'raised beds' mit Gemüsepflanzen mittendrin. Ein Garten mit Klasse.
Den Garten durften wir besichtigen, der Hausherr und die Hausherrin unterbrachen sogar ihre Arbeit am Keramikofen, der gerade defekt war. Sie begrüßten uns mit Atemschutz und begleiteten uns zeitweise und erklärend durch ihren Garten. So erfuhr ich beispielsweise, wieviele verschiedene gartenwürdige ( im Cotentin) Gunneraarten es gibt, und dass sie nicht alle riesenwüchsig sind.
Der Hausherr vor Gunnera ?
Blüten der Gunnera

Kleinblättrige Gunnera...als Bodendecker

Interessant fand ich auch eine Nebenbemerkung des Hausherrn, der erzählte, dass auch im maritimen Klima des Cotentin Pilzkrankheiten ihr Unwesen treiben und Pflanzungen schädigen. Der bereits von mir beschriebene Garten von Vauville soll auch darunter leiden. Wenn ich mich recht erinnere, sind auch die Gunneras davon betroffen.
Rotlaubige Hortensie


Osmanthus?
Weiße Freilandfuchsien  mannshoch ...beneidenswert
Es blühten Zwiebelpflanzen...der Name wurde genannt und wieder vergessen??


Treibholz-Einfassung
Die Gießkannensammlung



Die Fortsetzung folgt mit den dort angebotenen Keramiken. Und den dort mitgenommenen Garten- Reisesouvenirs , und für deren Bepflanzung für nächstes Jahr Ideen gesucht werden.

Dienstag, April 21, 2015

Der Majorelle-Garten

Am Ostermontag haben wir uns dann mit dem Taxi zum berühmtesten Garten ganz Marokkos aus der Medina in die Neustadt Guéliz fahren lassen. Der sollte zwar nur 4 km von unserem Riad entfernt liegen, aber ich hatte keine Lust an der von Abgasen verpesteten Hauptavenue entlang zu wandern.
Außerdem stellte es sich hinterher als goldrichtig heraus, dass wir uns früh morgens dort schnell, schnell, schnell per Taxi für 40 Dirham dort haben hinkarren lassen.
Als wir den Garten später verließen, hatte sich nämlich inzwischen eine lange Warteschlange gebildet, und das Publikum hatte nur noch intervallmäßig Zugang.


Der Jardin de Majorelle trägt den Namen seines Gründers Jacques Majorelle, der ein in Frankreich geborener Maler, Pflanzensammler und Freund der Kultur Marrakeschs gewesen ist. Und bevor ich hier abschreibe, was im www weltweit über diesen beindruckenden Garten nachzulesen ist, hier ein paar Links zu diesem Künstler und der Geschichte seines Gartens, und welche Rolle Yves St. Laurent für den Garten spielte:

https://yvonnepohl.wordpress.com/2014/09/22/der-majorelle-garten-in-marrakesch.htm

http://dominicus.malleotus.free.fr/maroc/lang_de/jardin_majorelle.htm


 

In der Anlage gibt es keine Rasenflächen- man schreitet nicht durch Alleen, der Blick wird nicht durch Sichtachsen geleitet- sondern man läuft auf teilweise schon etwas abgewetzt wirkenden rot gestrichenen Betonwegen, die sich durch den Garten winden.

Zunächst ging es durch einen Bambushain, deren Baum'stämme' eifrig von den Besuchern mit Graffiti markiert worden sind.



Rechts und links der Wege stehen bauchige Töpfe in Zitronengelb, Pistaziengrün, Orangenrot und natürlich dem berühmten 'Majorelle-Blau', in dem auch das das auf dem Grundstück gebaute Atelier gestrichen ist, ebenso wie die Treppen.


Ich bin nicht recht zufrieden mit der Wiedergabe dieses einzigartigen Kobaltblaus durch meine Canon, die diesen Farbton doch recht kalt wiedergibt.
Bei Wikipedia gibt es eine wunderbare Farbtabelle, die die unterschiedlichen Blautöne samt ihrer Namen erläutert:
http://en.wikipedia.org/wiki/Majorelle_Blue
Das Blau soll  der Maler bei seinen Reisen zu den Berber-Dörfern des Südens kennengelernt haben....so steht' s in meinem schlauen Buch über die Gärten Marrakrschs zu lesen. Leider ist mir das bei meiner Trekking-Tour  nicht untergekommen, ich habe  Kasbahs nur in ihrem herrlichen Terracotta(?)rot erlebt. 







Vielleicht sollte ich mal mit dem Fotobearbeitungsprogramm experimentieren, und versuchen den Farbton abzudunkeln?


 
Vielleicht liegt es ja auch am aktuellen Licht, welche Wirkung der Majorelle-Farbton auf den Fotos jeweils hat? Meine Fotos sind am Ende unserer Reise entstanden, just einem der seltenenTagen, wo sich Wolken vor die Sonne geschoben hatten.






Während in den anderen Parks, die wir besichtigten die Bougainvillea gerade anfingen aufzublühen, ergossen sie sich hier bereits in voller Blütenpracht über die verschiedenen Pavillons und Mauern...in weiß, in violett und einem purpurrot, wie ich es bisher von ihnen nicht kannte.


Unter Bambus ein Feld von blühenden Clivien , und ebenfalls im Blütenrausch: die Aloe.




Beeindruckend ist auch die Sukkulentensammlung, wo 'Elefantenfüße' und 'Schwiegermütterstühle' ihren Namen mehr als zurecht führen.


Auch Wasser bildet ein wichtiges Element in der Anlage....als geradliniger Kanal, an denen sich die Türkentauben (?) niederließen um zu trinken und zu streiten.



...als Springbrunnen



 ...oder auch als an Monet erinnerndes Seerosenbecken...


Auf dem Gelände gibt es ein an Yves Saint Laurent erinnerndes Memorial, dessen Asche in diesem Garten auch nach seinem Tod verstreut worden sein soll.

Außerdem ein kleines Museum mit seiner Kunst, nebenan ein interessantes kleines Museum zur Kulturgeschichte der Amazigh.

 Zum Abschluss seines Rundgangs kann man dann auch noch in einem netten kleinen Café einkehren...auch um ein, zwei, drei Gläschen marokkanischen 'Whisky' einzunehmen, den Grün-Pfefferminztee, den man hier bei jeder Gelegenheit und Tageszeit angeboten bekommt. Und einer Katze beim Spielen zusehen.





Frühlingserwachen zum ersten...zum zweiten...und zum dritten?

Endlich scheint der Frühling sich entschlossen haben doch noch ins Land zu ziehen. Die öden und deprimierenden Tage und Nächte des Kah...