Wenn ich spazierengehe, habe ich immer den Jäger- und Sammlerinnenblick, ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht.Wenn ich recht überlege , ist das wohl ein Relikt aus meiner Kinderzeit, in der ich ausgiebig durch Wald und Felder streifen durfte , Pflanzen sammelte, tote Tiere zum Entsetzen meiner Eltern anschleppte und Höhlen baute. Wir hatten viel Freiheit...ich erinnere mich gern an mein Indianderinnendasein.
Gestern war ich allerdings nicht in Wald und Flur unterwegs, sondern in der Kulturlandschaft der Potsdamer Gärten und Parks, die einen überaus reichen, alten Baumbestand vorweist, und dort recht ungewöhnliche Bäume zeigt. Inzwischen ist dort leider fast wie zu DDR-Zeiten eigentlich alles verboten : Rad fahren, Eis laufen, Baden, Hunde ohne Leine, Wege verlassen, Musik machen.......Sheriffs sind unterwegs , die ihrem wohl schon in früher Kindheit aufgeprägten Kontrollzwang nachgehen dürfen und gehorsam ihrem Land dienen, indem sie in blauer Uniform mit Schäferhund palavernd auf und ab gehen. Ich gestehe,ich habe ein paar heruntergefallene Nüsse und Früchte aufgesammelt habe und in der Jackentasche verschwinden lassen. Hoffentlich liest keiner mit...
So habe ich diese Nüsse als 'Carya cordiformis' gesammelt und bestimmt bestimmt, bin mir allerdings nicht sicher.
Außerdem habe ich Früchte dieses wunderschönen Baumes gefunden:
Das ist ein Taschentuchbaum, 'Davidia involucrata', (die Fotos stammen noch aus Baden-Baden, wo ich das Glück hatte, ihn mal in voller Blüte zu erleben). Jetzt habe ich also auch ein paar Früchte dieses legendären Baumes gefunden und will eines meiner Aussaatexperimente starten, die manchmal klappen oder häufig aber eben auch nicht. Die Früchte/Samen dieses Baumes scheinen zur eher schwierigen Keimfraktion zu gehören: ich habe mich durch ein paar Seiten des Netzes gegoogelt, aber auch Bücher zu Rate gezogen:
Im englischenBuch fand ich die Aussage, dass Davidia zur Sorte der Pflanzen gehört, deren Samen in "double dormancy" ( doppelte Keimruhe) fallen und "two-step germinators " ( Zwei-Stufen-Keimer) sind. Ich versuch´s mal verkürzt zu erklären: Das bedeutet, dass es eine Ruhephase zwischen dem Erscheinen der Keimwurzel und der Entwicklung der Keimblätter gibt. Die Fachbezeichnung dafür ist "hypogäische Keimung". Wer mehr dazu wissen will, muss hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Keimung
Laut diesem Buch sollte man den frisch gereinigten Samen etwa 90 Tage also erst feucht-warm
aufbewahren ( also in Erde ?) bis die Keimwurzel erscheint und dann 90 Tage eingetopft kühlen.
Wie man auf meinen Fotos sieht sieht, habe ich mich daran gemacht das mürbe Fruchtfleisch abzuschälen. Den harten Kern habe ich dann in Aussaaterde gelegt und den Topf in die Nähe der Heizung gestellt. Jetzt muss ich also bis Ende Februar warten, dann geht´s weiter.