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Sonntag, Dezember 12, 2010

Klimarelevanter Plumpudding,psychotroper Zwieback und sternförmige Spitzbuben

Vor Weihnachten widme ich mich immer gerne dem Backen, wie viele andere Gartenblogger auch; so entstand letzte Woche mein obligatorischer Christmas Pudding, der wie immer nur mit kleineren 'Verletzungen' aus seiner Puddingform herausoperiert worden konnte. Und wie jedes Jahr frage ich mich, wieso dieser Pudding-(Christmas Cake) laut meiner Rezeptquelle sage und schreibe (8) Stunden vor sich hindampfen soll. Ich habe dieses Jahr die Zeit auf die Hälfte reduziert, mal sehen,  wie seine Konsistenz ist. Gegessen wird der Plumpudding allerdings erst zu Weihnachten mit einem passenden 'Icing'.
Besonders ressourcenschonenend ist die Zubereitung dieses Puddings wirklich nicht, auch wenn man ihn 'nur' 4 Stunden auf der Gasflamme vor sich hinbrodeln lässt; allerdings frage ich mich schon, was in dieser Zeit chemisch-pysikalisch abläuft, wenn Fett, Trockenfrüchte, Zucker,Brotkrumen, Eier, Gewürze und Alkohol, Mehl, Orangen- und Zitronenschalen, geriebene Möhren oder Äpfel  vor sich hindampfen.

Neben Gewohntem, probiere ich gerne (für mich) 'neue' Rezepte aus. Eins fand ich in einem Heftchen mit Weihnachtsbäckerei, das die 'Märkische Allgemeine' aus Leserrezepten zusammengetragen hat: 'Harter Zwieback' wird das Weihnachtsgebäck von einer Leserin namens
I. Masuhr aus Wittstock/Dosse betitelt.  Endlich mal jemand, der nicht dieses fürchterliche 'Doublespeak' verwendet, sondern geradeheraus benennt, was einen erwarten wird.*grins*
Geriebene Haselnuss, gemahlene Nelken, Zimt und Muskatnuss
Das Gebäck hat Ähnlichkeit mit den italienischen 'Cantuccini', die sich ja bekanntermaßen (wie Zwieback auch) nur genießen lassen, wenn man sie in den Kaffee eintunkt.
Der Brandenburgische 'Harte Zwieback' hat es aber in sich, soll doch eine ganze (!) Muskatnuss hineingerieben werden. Ich liebe den Geschmack Muskatnuss, weiß aber sehr wohl von ihrer psychotropen Wirkung und  weiß auch, dass 'die Dosis das Gift macht.' Bisher verwendete ich Muskatnuss immer nur hauchfein und jetzt gleich eine ganze Nuss?
Harter Zwieback
Die von mir verwendete Nuss wog nicht ganz 2 g, laut meinem Giftpflanzenbuch soll es erst ab 5-30 g halluzinogene Wirkungen geben. Und bei einer Einnahme von 9 Teelöffeln Muskatsamenpulver pro Tag zeigte sich eine atropinartige Wirkung...in den Keksteig rieb ich nur drei Teelöffel voll ....
Das Rezept:

  • 250 g Zucker
  • 250 g Mehl
  • 250 g Haselnüsse
  • 1 geriebene Muskatnuss
  • 1 TL gemahlene Nelken
  • 1 TL Zimt
  • 3 Eier 
Vor ein paar Wochen hatte ich U. Pollmers Buch' Opium fürs Volk' gelesen , also suchte ich mir auch das noch mal aus meinem Bücherschrank und las nach, was die ätherischen Öle der Nuss Elemecin und Myristicin so im Körper bewirken. Diese Öle ( Allybenzole) verwandeln sich erst mit Hilfe der Leber mit Hilfe körpereigner Enzyme in Amphetamine...ähnlich übrigens auch wie das in Gewürznelken enthaltene Allylbenzol Eugenol, die ja auch in meinem harten Zwieback enthalten sind.
Ich zitiere: ' Aus Myristicin bildet sich eine Verbindung namens 3-Methoxy-4,5-methylen-dioxy-Amphetamin, kurz MMDA. Dieses Molekül sieht dem Ecstasy äußerst ähnlich. Elemecin verwandelt sich in das 3,4,5-Trimethoxyamphetamin, kurz TMA. Es gleicht dem Kaktushalluzinogen Meskalin'....

Na, dann fröhliche Weihnachten. Die Kekse schmecken übrigens wirklich gut, mein Mann dippt sie schon fleißig in den Adventskaffee. Ich habe uns für Weihnachten eine Flasche Vin Santo eingekauft, weil ich mir das geschmacklich sehr gut zusammen mit unserem Brandenburgischem Zwieback vorstellen kann. Was passiert aber wohl erst in meiner Leber, wenn MMDA und TMA auf Alkohol treffen..au weia...?
'MMDA has been shown to act as a non-neurotoxic serotonin releasing agent with no effects on dopamine release and probably norepinephrine release as well,[1] and as a 5-HT2A receptor agonist.[2] The latter property is responsible for its psychedelic effects, whereas the former mediates its mood-lifting and empathogenic effects.'
(I prefer the mentionned latter effects *grins*)
Nervenkekse à la Hildegard von Bingensind mit Vorsicht zu genießen!
Die Spitzbuben hatte ich schon letzte Woche zubereitet, auch aus dem Rezeptheft der bereits genannten Zeitung, wo sie auch so genannt werden oder als 'Hildabrötchen'. Beides sind Mürbeteigkekse, bei denen 2 oder 3 Stück mit Marmelade aufeinander geklebt und mit Puderzucker bestreut werden.
Psychotrope Wirkungen sind hierbei wohl nicht zu erwarten, auch wenn die Füllung mit Glühwein gefertigt wurde. Alkohol verdunstet...als Aromastoffe wurden allerdings Sternanis und Zimt verwendet...??? Laut Pollmer ebenfalls 'Opium für's Volk.'
Aber wie kommen die fantasievollen Namen für diese Kekse zustande? Die sehen doch weder nach Spitzbube aus noch haben sie Ähnlichkeit mit Hilda, welcher Hilda überhaupt?
Einen fröhlichen dritten Advent wünsche ich!

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