Sonntag, Dezember 06, 2015

Kahlschlag

Mein GG ( Gartengehilfe) war sehr fleißig in der vergangenen Woche.Täglicher Ideenaustausch findet bei uns meist am WE am Frühstückstisch statt. Wenn  meine Ideen mit GGs Ideen korrelieren, wird meistens sofort gehandelt. Das Gespräch drehte sich um unseren alternden Garten, in denen einige Gewächse so langsam zu stark Raum und Licht greifen. Wir waren uns beim Gartenpalaver einig, welchen Pflanzen Einhalt geboten werden sollte.
Als erstes musste die Kiefer dran glauben, sie wurde aufgeastet, so dass unser Vorgarten wieder etwas mehr Licht bekommt. Die ist in den vierundzwanzig Jahren zu einem Riesenteil herangewachsen, hat eine sehr ausladende Krone bekommen. Efeu und der Baumwürger, die wir im letzten Jahrzehnt darunter gepflanzt hatten, sind inzwischen bis in die Spitze vorgedrungen.
Die Vogelwelt findet dieses Konglomerat klasse, als Nistraum oder als Schutzraum . Zum Vogelbeoachten aus meinem Arbeitszimmer wunderbar entspannend. Für die tätige Gärtnerin ein biologisches Gesamtkunstwerk, das mich jedoch hadern lässt...hätte ich sie doch nur in den Nachwendezeiten, als wir dieses Grundstück samt Haus kauften, einfach eliminiert.
So sah sie zu DDR-Zeiten aus.Foto des Vorbesitzers
Ständig rieseln Nadeln und Zapfen, irgendwelche Tauben übernachten und ka..en regelmäßig von einem bevorzugten Sitzast  auf die darunter stehende Bank. Die Rosen, die dort als Begrenzung mal gepflanzt worden sind, bekommen nicht genügend Sonne...und überhaupt...ich hätte viel mehr Platz, wenn diese Märkische Kiefer weichen würde.
Mache ich natürlich nicht, ist ja auch nicht erlaubt. Aber aufasten gibt ja auch schon mal mehr Licht.
Als nächstes musste ein Flieder dran glauben, der zu baumartig wuchs, die Forsythie wurde verschenkt und die Korkenzieherhasel  noch mehr eingekürzt, aber die soll auch lang über kurz ausgebuddelt werden. Sie treibt ständig wilde Triebe, und ich bin es leid ständig drunter zu kriechen um sie zu beschneiden. Mit den Jahren werde ich offenbar entschlussfreudiger, so schnell hätte ich mich da nicht von bestimmten Gehölzen getrennt. Jetzt muss allerdings mein GG das beachtliche Wurzelwerk ausbuddeln. Ich fühle mich da überfordert.

Kahlschlag entsteht auch durch das Vogelimperium des Gartens, der stets gut besucht ist.Gemeint ist eher Kahlfraß, ruckzuck sind die Meisenkugeln weggefressen oder muss der Futterspender nachgefüllt werden. Beherrscht wird es momentan noch von den Standvögeln....den einheimischen Spatzen, Kohl-und Blaumeisen, Spechten, Ringeltauben. Hin und wieder traut sich auch eine Haubenmeise an die Knödel, heute sogar die Schwanzmeisen. und sogar das Rotkehlchen umflatterte sie.


Die Migranten ( teilziehenden Vögel) wie die Erlenzeisige kommen meist erst im Februar zu meinen Futterangeboten.
Haubenmeise ...zeigt mir nur ihre Rückseite

Samstag, November 28, 2015

Unvollkommen...aber meiner



So, morgen kann auch mein Advent eingeläutet werden. Diesmal habe ich keinen traditionellen vier (viel-) kerzigen Adventskranz basteln können. Aber immerhin einem professionell gefertigten Nordmanntannenkranz eine gewisse persönliche Note verpasst, mit Hortensienblüten und Wellhornschneckchensternen aus unserem letzten Urlaubsort und Poncirusfrüchten aus meinem Garten. Die Mistelästchen habe ich mir bei einem Hundespaziergang erklettert. Morgen wird uns dann ein Lichtchen aufgehen.


Sonntag, November 22, 2015

Novembergrau mit Farbtupfern


Novembersonne
Der November ist aktuell wie man ihn erwartet, grau und inzwischen auch kalt und windig. Die sonntägliche morgendliche Gartensendung auf MDR thematisierte in ihren Literaturempfehlungen das Thema' Achtsamkeit'.  Man kann diesem Begriff wirklich nicht mehr entkommen, obwohl der gärtnernde Mensch ja eigentlich per se achtsam sein müsste, ist, es war und es sein wird.
Die Webseite des Senders merkt sehr richtig an, dass Achtsamkeit ....das neue Mode-Wort nicht nur im Garten geworden ist - und ihm ergeht es irgendwann wie seinem Kollegen "Nachhaltigkeit", wenn man mit dem Wort Achtsamkeit nicht achtsamer umgeht.....und bewirbt dennoch ein Buch zum Thema...
Mal sehen, ob diese Hortensie auch diesen Winter so gut üebrlebt, wie den letzten---

Trotz meiner Abneigung gegen solche küchenpsychologischen Modebegriffe , habe ich diese 'Methode zur Verminderung meiner Leiden' (siehe Wikipedia) im November, der sich dieses Wochenende wirklich wie ein üblicher mitteleuropäischen November verhält, bewusst zelebriert...und bin aufmerksam ( ist das achtsam?) durch meinen Garten geschlendert, wie immer mit einer Tasse Tee...ohne meine Kamera dabei zu haben. Die habe ich erst danach geholt.


Allerdings scheine ich die Form Betrachtung und Wahrnehmung meiner Umwelt durch die Brille der Achtsamkeit noch nicht richtig begriffen zu haben, denn wie ich lese, soll man nicht bewerten.  Und daran bin ich dann wohl gescheitert, denn ich kann selbst in diesem Novembergarten noch so viel Schönes beobachten und erleben. Mein Novemberblues kommt bei mir aber sowieso immer erst im Januar, Februar....dann erlebe ich alles trüb und kalt, jetzt ist das noch zu früh.
Mein novembriger Garten bietet noch so einiges: Die Rose 'Leonardo da Vinci'  hat selbst bei diesem Wetter noch einen morbiden Charme.
 

Radicchio-Salate sind zu kleinen Kunstwerken herangewachsen, die Farbgebung passt so gar nicht in dieZeit. Sehr italienisch, hoffentlich wird es nicht zu kalt, das verträgt er dann auch nicht. Ich werde Vlies darüber legen, achtsam !



Radicchio Castelfranco
Die Mispeln haben jetzt endlich den mürben Zustand erreicht, um sie zu verarbeiten. Und das habe ich dann nach meinem Achtsamkeitsgang dieses Wochenende getan.
Was für eine Riesenschmiererei, denn diesmal habe ich, wie in einem Rezept gelesen, die Schale abgezogen, dann das Fruchtmus samt Kernen ( pro Frucht sind das vier Stück) durch die 'Flotte Lotte' gejagt und dann erst gekocht...sie also zu einem Mus verarbeitet. Achtsam, Schritt für, Schritt habe ich es dann...ohne mich über klebrige Hände allzu sehr zu ärgern....geschafft. ... ärgern ist ja nicht erlaubt. Man soll sich ja aufmerksam und gleichmütig auf jeden Arbeitsschritt konzentrieren.


Außerdem habe ich diesmal das Aroma verfeinert, indem ich sie in einer Piccolo Prosecco aufgekocht habe, die abgebildeten Gewürze hinzugefügt und außerdem ein paar bereits im Sommer in Zuckersirup eingelegte Kumquats. Das Ergebnis ist sehr lecker. Die Aktion hat sich gelohnt.


Mürbes Fruchtfleisch mit Kernen
Schale der Mispeln
Die flotte Lotte musste zwischendurch immer wieder von den ziemlich großen Kernen gereinigt werden, um überhaupt weiter arbeiten zu können. Das war ziemlich nervig. Jeder (Arbeits)schritt hat mich trotz aufkeimenden Ärgers...der ja nicht gleich Stress ist... gelohnt. Ein Leben ohne sich zu ärgern, sich zu langweilen , traurig zu sein, gleichmütig und stattdessen schicksalsergeben alles hinzunehmen kann doch nicht das Ziel dieser Methode zur Verminderung von Stress sein.
Wahrscheinlich habe ich da etwas missverstanden. Es gibt sicher auch gärtnernde Menschen, die ihre Garten als Stress erleben. Die können ja dann den oben genannten Ratgeber lesen.


Es sind dann fünf Gläser mit Mispelmusenstanden.Ein paar Früchte hängen immer noch am Baum , die meisten sind jetzt aber bereits abgefallen. Vielleicht mache ich noch ein paar Gläser...und ärgere mich noch mal kräftig über verschmierte Hände. Das ganze nenne ich dann aber lieber 'Eustress' , den ich nicht mit einem Achtsamkeitstraining bewältigen muss.
Eigentlich sitzen zu dieser Zeit auch immer die Amseln im Baum und picken an den mürben Mispeln, aber die favorisieren dieses Jahr das Pfaffenhütchen, das offenbar immer noch Samen in ihren Pfaffenmützchen anbietet. Jeden Morgen finden sich dort mindestens vier Vögel ein...


Mittwoch, November 18, 2015

Kompostfragen

Alle Jahre wieder wird im Herbst kompostiert. Obwohl das nichts Neues ist, und man eigentlich nicht viel falsch machen kann, wenn man sich an die gebetsmühlenhaften Empfehlungen einschlägiger Gartenratgeber hält. Ich ventiliere wie jedes Jahr dieselben Fragen beim Aufräumen meines Gartens. Trotz Internets und meiner inzwischen umfangreichen Literatur, habe ich noch nicht die rechten Antworten gefunden.
Zu meiner Überraschung habe ich dann hier genau die Fragestellungen gefunden, die mich aktuell beschäftigen. Auch ich will's halt genau wissen.....;-)
Während ich Mispellaub, Haselnusslaub, Wisterienlaub und Staudenschnitt ohne zu überlegen als Winterschutz für Beete einsetze oder kompostiere, wird bei Päonien- und Rosenlaub überall darauf hingewiesen, dass man das auf keinen Fall kompostieren sollte, sondern es entfernt und in der Mülltonne entsorgt bzw. bei Paeonia lactiflora bodeneben zurückschneidet.
Super, wenn ich das tue, ist meine Mülltonne voll. Wieso kann ich dieses Laub eigentlich  nicht einfach kompostieren, schließlich werden durch die Hitzerotte Keime eliminiert. 'Mein schöner Garten' berichtet, dass genau diese Problematik...nämlich das Verhalten der Krankheitserreger während der Rotte...kaum untersucht worden ist. Schade.
Paeonia delvayi mit anhaftendem Laub
Wisterienlaub
'High Noon' Laub wurde inwischen entfernt
Problematisch scheinen wohl nur die Dauersporen einiger Pflanzenkrankheiten zu sein; gebildet werden sie von " z. B. Aplanosporen der Cyanobakterien, Endosporen der Bakterien, Myxosporen der Myxobakterien, Mikrocysten (Cysten) einiger Algen und Bakterien und die Chlamydosporen der Pilze."
Aber das Laub meiner Päonien sieht kerngesund aus, da war kein Pilz drauf, sowohl an den Baum- als auch von den Staudenpäonien. IMO können also da weder Teleutosporen noch Brandsporen gebildet worden sein.
Alle beschriebenen Krankheitsbilder habe ich bisher bei meinen Pfingstrosen bisher noch nicht erlebt. Von diesem Schädling soll eine Gefahr ausgehen ..ich könnte noch Düngermissbrauch dieser Spezies hinzufügen ;-)

Bei Rosen sieht das schon etwas anders aus, bestimmte Sorten haben immer wieder Sternrusstau. Während Mehltaupilze  -die meine Rosen nie befallen-  im Kompost unproblematisch abgebaut werden können, finde ich über Diplocarpon rosae (Sternrusstau) kaum Informationen zum Verhalten der Sporen im Kompost.
Die Überwinterung des Sternrusstaus erfolgt sowohl in den Blättern als auch den Knospen und Trieben, aber auch im Boden. Also sind nicht nur die Blätter als Sporenträger am Befall schuld, sollten die Sporen (Konidien) im Kompost überleben, wenn die Pflanze im Folgejahr wieder Sternrusstau hat. 
Ich schätze sowieso, dass Standort, Düngung, Wetter und Sortenauswahl eine größere Rolle bei Befall der Rosen mit Sternrusstau spielen.
 "Die ...gebildeten Konidien (= "Sporen") sind sehr kältetolerant, unter Laborbedingungen können sie problemlos für mehrere Jahre bei -20°C gelagert werden. Ein kalter Winter dürfte somit für das Auftreten der Krankheit im nächsten Jahr offensichtlich keinen Einfluss haben."  lese ich weiter.
Und was ist mit Hitze? Überleben sie nun die Hitze der Rotte?

Dienstag, November 17, 2015

Im Garten eines Reisenden



Ende Oktober, Anfang November ist nicht unbedingt eine ideale Zeit Gärten zu besichtigen.Wir haben es bei unserem viel zu kurzen Urlaub in der Normandie dennoch gemacht . Ich finde sowieso, Gärten sind zu jeder Jahreszeit sehenswert...egal bei welchem Wetter. Ich entdecke immer etwas Spannendes!
Das Wetter war brilliant, als wir aufbrachen um die Spitze der Halbinsel Cotentin mit seinem Cap de La Hague aufzusuchen. An der Wiederaufbereitungslage La Hague ging es dann vorbei zur Felsküste, wo uns die warme maritime Herbstsonne über dem Atlantik so faul machte, dass wir uns am Kiesstrand sonnten , statt die Gegend zu erkunden....selbst Sammy lag mit uns auf der faulen Haut...französische Familien picknickten! ( Flamanville liegt auch nicht weit entfernt) Frankreich hat übrigens 58 AKWs.
Wie gut ich inzwischen gelernt habe Gefahren auszublenden....aber Frankreichs AKWs sollen ja lt. Regierung sicher sein..... Ich habe meine gute Laune trotz aller kollateraler Gefahrensmomente dennoch behalten.

Der 'Jardin Botanique de Vauville' stand dann nachmittags auf unserer Agenda, nachdem wir uns dann doch noch zu einem Spaziergang durchgerungen hatten, vor allem um unseren Hund auszulasten und doch noch etwas vom Örtchen zu sehen.



Der Garten liegt nur ungefähr 300 m entfernt vom Meer hinter dem Chateau de Vauville am Ortsrand des wunderschönen kleinen Dorfes desselben Namens. Das Ehepaar Nicole und Eric Pellerin hat den 'Jardin Botanique' bereits 1948 angelegt, und er wird heute von ihren Kindern fortgeführt.




Bildunterschrift hinzufügen
Es ist schon erstaunlich, was hier im geschützten Raum von Hecken und Mauern unter dem Einfluss des Golfstroms möglich geworden ist. Sicher, Palmen wie Trachicarpus fortunei sollen auch Temperaturen bis zu minus 15 ° Grad Celsius aushalten, aber Gunnera manicata,  oder Tasmanischer Baumfarn 'Dicksonia antarctica' hätte ich hier ganz bestimmt nicht vermutet.
Der Garten ist mit den Jahren von usprünglich 2000 m² auf 40000 m² gewachsen und beherbergt unendlich viele zum Teil sehr seltene Pflanzen und Bäume, die unter dem maritimen Klima fast schon dschungelartig miteinander verwachsen sind, so dass ich an manchen Stellen mit meiner Schönwetterkamera Probleme hatte vernünftige Fotos aus der freien Hand zu machen. Der Garten eines Sammlers,der offenbar das unendliche Glück hatte die Welt zu bereisen und Pflanzen mitzubringen.
Außerdem helfen den Besitzern des Jardin Botaniques seit dreißig Jahren `Jean-Marie Polidor et André Fleury ..... les deux fidèles et attachés jardiniers formés sur le terrain' schreiben Guillaume Pellerin und Cleophée de Turckheim in ihrem Buch über den Garten ihrer (Schwieger)Eltern.
Die  Gärtner haben auch ein Buch geschrieben über ihre Erfahrungen im Garten. Beim Afternoon-Tea im Salon du thé des Gartens habe ich aber blöderweise zum Ulmer Bilderbuch gegriffen...wohl wissend, dass mein Französisch nicht ausreichen würde, es zu lesen. Schade, hätte ich mal...bei Amazon gibt es das nicht.
Der Teesalon hinter sehr mitgenommen aussehenden Gunnera manicata


Bei Gang entlang des Bassins mit den Gunneras wunderte ich mich über die teilweise sehr angegriffenen, zerzausten Pflanzenexemplare. Der Wind kann das das eigentlich nicht gewesen sein, denn die Anlage liegt ja geschützt. Fehlt da Wasser? Denn der 'Chilenische Riesenrhabarber' stammt ja aus den Gebirgssümpfen und Nebelwäldern der Südhalbkugel....und sumpfig sah es auf dem Gelände eher nicht aus.





Obwohl das Gartenjahr bereits fortgeschritten war, gab es durchaus noch blühende Pflanzen. fasziniert war ich von einem blühenden, stacheligen, sehr hohen Strauch, der vanillig duftete und die Schmetterlinge anzog.


 

Das ist Colletia paradoxa, auch eine Art aus Südamerika ...ein klasse Teil. Der übermannshohe Busch könnte es glatt mit meinem für meine brandenburgische Gartensituation exotischen 'Poncirus trifoliata' aufnehmen. Ich war begeistert, übrigens soll er durchaus bis zu -.12° C aushalten.
Melianthus major und Eupatorium ligustrum

OMG...ich höre gerade im Fernsehen, dass Reisempfehlungen für Frankreich gegeben werden. Von Stornokosten ist die Rede...
Ich werde wieder in die Normandie reisen...vielleicht schon nächstes Jahr.

Frühlingserwachen zum ersten...zum zweiten...und zum dritten?

Endlich scheint der Frühling sich entschlossen haben doch noch ins Land zu ziehen. Die öden und deprimierenden Tage und Nächte des Kah...