Uns war klar, dass es Regen geben würde...viel Regen!
Den
Termin des Tages der Offenen Tür bei der Buchsbaumgesellschaft in Iden/ Sachsen-Anhalt hatte ich mir schon vor Wochen in den Kalender geschrieben, und zunächst schreckte uns auch der angekündigte allmählich einsetzende Regen nicht. Ich hatte zwar noch gehofft, dass sich die auf meiner Regenradarapp eingezeichnete Regendecke, die von Westen über Deutschland wanderte, auf ihrem langen Weg nach Osten verdünnisieren könnte, aber das war leider ein Irrtum.
Egal, nur die Harten kommen in Gärten ;-)...wir hatten leere Landstraßen, obwohl der Weg uns zunächst die sogenannte BuGa-Route entlang führte, also die alte B5 über Rathenow, dann über 188 und 189 mitten in die Altmark .
Iden liegt in der Nähe Havelbergs. Der Regen setzte dann so richtig bei Rathenow ein, so dass wir kurz doch einen Rückzieher machen wollten, aber die Hälfte des Weges ( zwei Stunden insgesamt) war schon geschafft.
Auch die Idee uns die 'Nationale Sammlung Buchsbaum' in Iden anzuschauen, war schon ziemlich gegen den Strich gebürstet. Diverse Gartenbloggerhaben haben sich schon von ihren Buxen verabschiedet und berichten über Alternativen.
Cylindrocladium buxicola un
d Cydalima perspectalis lassen grüßen....und wir fahren auf Buxbesuch!
Meine Gartenbuxe ( die meisten Exemplare sind B. arborescens) sehen zwar an manchen Stellen auch etwas gerupft aus, aber das waren weder Pilz noch Zünsler, meine ich.
Ich war ziemlich neugierig mehr über die Gattung Bux zu erfahren und außerdem auf diesem Wege auch mehr von der wunderschönen Altmark kennenzulernen.
Wir waren die ersten Besucher im Haus der Buchsbaumgesellschaft, das
auf dem Gelände eines alten Gutshauses untergebracht ist. Der Ort hat eine lange Geschichte, denn hier ist/war auch der Sitz der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG).
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Einfahrt zum Gelände |
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Gebäude der Gesellschaft mit DDR-Charme |
Bei unserer Ankunft kurz nach elf wurden wir sofort persönlich hineingebeten, es regnete draußen in Strömen, wir bekamen Kaffee und Kuchen und wurden sofort in Gespräche verwickelt. Die Presse war da, viele der aktiven Mitglieder der Gesellschaft, alle sehr freundlich und kommunikativ.
Mit Frau Rose-Sell, der Geschäftsführerin, wurden wir und ein paar andere Besucher, die inzwischen auch eingetrudelt waren, durch das Gelände geführt.
In meinem Link zur Webseite der Gesellschaft (s.o.) kann man nachlesen, dass sie erst seit 2007 besteht und also noch im Aufbau ist, aber wie Frau Rose-Sell sehr einprägsam bemerkte...ist sie bereits international vernetzt, aber durchaus regional verwurzelt.
Außerdem erfuhren wir ( ebenfalls nachzulese
n auf der Webseite), wie die inzwischen 250 Arten und Sorten dort im Laufe der Jahre auf dem Gelände in Iden gesammelt und ausgepflanzt werden konnten,
woher Mittel und Arbeitskraft kamen.
Ich zitiere mal :"
"Am 6. Oktober 2007 konstituierte sich aus der European Boxwood and Topiary Society–Deutschland und dem Altmärkischen Freundeskreis Buchsbaum die Deutsche Buchsbaumgesellshaft e. V. Sie ist Mitglied der Europäischen Dachorganisation und hat sich dem Erfahrungsaustausch sowie der Verbreitung desWissens über die Gattung Buxus verschrieben."
Natürlich wurde uns auch über die Buchskrankheiten berichtet, unsere Fragen dazu beantwortet. Und ehrlicherweise war auch ein Buchs stehen geblieben, der pilzinfiziert war.
( Wir haben nach Rückkehr zuhause unsere Schuhe mit einem Bleichmittel desinfiziert , denn schhließlich werden Pilzsporen ganz leicht auf diese Art übertragen. Wir haben aber den relativ pilzresistenten B. arborescens im Garten...)
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Buxus microphylla subsp.japonica 'Kinshar' |
Viel spannender waren aber für mich die Informationen über die enorme Variabilität der Gattung Buchs. In der Sammlung lernte ich die unterschiedlichen natürlichen (!) Wuchsformen von klein und buschig bis schlank und hoch kennen, Und dass weltweit ( USA, Kanada, Japan, China, Korea,Mittelmeerländer, Kuba...?) über Züchtung und Auslese wunderschöne Sorten gezüchtet und ausgelesen werden.
Man muss Buxus nicht immer durch Schnitt in die gewünschte Form zwingen, es gibt Sorten, die ganz von allein buschig und wachsen, weil sie kurze
Internodien ausbilden oder lang und schmal durch lange Internodien, wie gut auf dem Foto zu erkennen:
Hier hat man klein wachsende Sorten gepflanzt um am Boden daraus die Anfangsbuchstaben der DGB zu bilden und darüber noch einmal groß stehende Buchstaben mit Hilfe der Sorte 'Graham Blandy'.
Es gab auch Buchsbaumnachwuchs zu kaufen, und als Sammler und Jäger haben wir dann auch einige Pflanzen für unsren kleinen Garten mitgenommen. Sie stehen links von uns zusammen gestellt auf dem Foto.
Da ist der schlanke
'Graham Blandy', ein Balearen-Buxus, zwei Winzlinge
B. sinica var. insularis 'Justin Brouwers' über den Frau Sell-Rose noch eine nette Geschichte seiner Auslese zu erzählen wusste, die ich um sie richtig wiederzugeben noch mal im Netz nachrecherchiert habe:
"The plant was originally selected as a seedling by the late Justin B. Brouwers, a former landscape gardener at Colonial Williamsburg in Virginia. According to an article in 'The Boxwood Bulletin' Brouwers liked the selection so much that he planted seedlings around the grave of one of his favorite cats; before the plant received its current name- which was officially registered in 1989-it was generally known as the “Cat’s Grave Seedling” and as “Brouwers’ Seedling No.1."
Außerdem habe ich jetzt endlich auch eine 'Fleischbeere', also
Sarcococca confusa , so dass ich einen weiteren Winterdufter im Garten haben werde. Aber wie empfohlen, werde ich den erst mal im Topf ziehen und im Haus überwintern.