Im Reiseführer las ich Agon-Coutainville -ganz in der Nähe unseres "Havre" wäre der traditionsreichste Badeort des Départements Manche, und dass hier bereits unter Napoleon III (im 19. Jahrhundert) Tourismus stattfand. Aber Wikipedia meint, schon im 15 Jh. hätte hier ein erstes Herrenhaus gestanden. Nunja, wo ein Herr sich wohlfühlt, stellen sich dann meistens auch andere ein.
Das wollte ich mir ansehen.
Es war dann vor Ort aber nur ein kurzer Hundespaziergang am Strand, die Fahrt mit dem Auto bis zum Parkplatz durch eine ewig lange mit mehr oder weniger herrschaftlichen Herrenhäusern hinter denen das Meer rauschte, törnte mich bereits ziemlich ab. Immerhin muss man den Franzosen lassen, dass in regelmäßigen Abständen dazwischen immer direkter Zugang angelegt worden war, damit jeglicher Plebs zum Meer kommen kann.
Aber die Gegend lebt ja nicht nur vom Tourismus, hier wachsen neben Austern wie in "unserem Havre" auch noch Miesmuscheln. Das haben wir uns dann näher unter die Lupe genommen. Dazu mussten wir nach Blainville, das gleich nebenan liegt. Es war bereits Mittagszeit, und eine der Strandhütten dort entpuppte sich als Restaurant ( anklicken, dann hat man einen Eindruck vom Ambiente), das zu unserer Überraschung zu dieser Jahres Zeit auch noch geöffnet hatte.
Die Ebbe ließ sowieso noch auf sich warten, also nichts wie rein, ich freute mich auf 'Moule-Frites'. Allerdings nahmen wir zunächst auf der mit alten Segeln überdachten Terrasse Platz, da man dort auch den Hund unauffällig ablegen konnte. Mein GG , ein Mann aus einer alten Seefahrernation, sicherlich als alter Yorkshireman auch mit Wikingerblut in seinen Adern, ließ es sich nicht nehmen und aß einen hippen Burger mit Beef ( well-done!). Er kann den Atlantik filternden Miesmuscheln nichts abgewinnen. Ich lass mir die aber nicht mies machen, auch wenn mir einige kritische Sätze einer alten Schulfreundin (Chemikerin/ Wasseranalytik) in den Ohren klingen, und ich natürlich auch gelesen habe, dass Mikroplastik von Miesmuscheln einverleibt wird. Übrigens findet man im Netz einen munter geschriebenen Bericht in Mare(online) vom nebenan liegenden Strandhütten-Lokal, dass offenbar so hip ist wie sein Äquivalent in den Dünen von Sylt. (Wie heißt es noch?) Das war jedoch geschlossen.
Wir beobachteten durch die trüben Plastikvorhänge, wie das Wasser zurückging, und als wir unser Mahl beendet hatten, wurde es dann laut. Es begann das Defilee der Trecker fahrenden Muschelbetreuer. Wir stapften hinterher und begaben uns zu den Miesmuschelbänken.
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Wir holten uns dann doch etwas nasse Füsse, weil das Wasser immer noch stand. Interessant für mich war, dass die Miesmuscheln trotz Eigenkleber ( Byssusfäden) immer noch von einem Netz umwickelt waren.
Aber ich hatte ja angekündigt von einem Strandhütten-Garten zu berichten. Die beiden Strandhüttenlokale hatten bereits Bohemian-Touch -oder besser Shabby-Chic- gepflegt. Aber am Strand entdeckte ich dann das Belvedere, direkt in den Dünen mit Sicht auf das Meer.
Wohnt hier ein 'Derek Jarman' der Normandie im Sommer? Aber im Unterschied zu diesem verstorbenen Künstler, verwendete der Strandgärtner hier die Neophyten des Landes um sein Anwesen zu gestalten und wie Jarman gesammeltes Strandgut vom Spülsaum des Atlantiks.
Es gibt eine Liste der 'Plantes vasculaires invasives de Basses-Normandie'.
Ich hatte zunächst nach dem Begriff Neophyten gesucht, der aber offenbar anderweitig besetzt ist. Yucca filamentosa, eine Pflanze aus Nordamerika, taucht da aber gar nicht auf. Dabei habe ich sie häufig verwildert in Dünen angetroffen. Wie das? Im Fernsehen sah ich, dass das auf Jersey ganz anders gesehen wurd, dort entfernen Menschen sie inzwischen schon aus der natürlichen Küstenvegetation. Immerhin wuchsen im Vorgarten Stranddisteln und Strandhafer, aber da ginge sicher noch mehr. Was ist mit Meerfenchel und Meerkohl? Die sind ungeheuer dekorativ, so dass ich sie am liebsten auch im Brandenburger Sand hätte!
Eryngium maritinum |
Aber mein Garten ist keine Weißdüne wie der Belvedere-Garten.
Ein schöner Bericht mit einem interessanten Jarman-der-Normandie-Garten!
AntwortenLöschenDie Küßchen-Küßchen-Bar auf Sylt ist die Sansibar :-)
Der eingebettete Film funktioniert leider nicht, bitte überprüf doch nochmal den Link.
Herzliche Grüße!
disappointing to see masses of yucca.
AntwortenLöschenEryngium is such an outstanding plant - imagine having that grow wild in your garden!!