Wohnt man in der Nähe einer Großstadt ist die Auswahl der Weihnachtsmärkte riesig. In Berlin gibt es lt. Wikipedia 80 größere dieser Märkte, es sind aber insgesamt sicherlich wesentlich mehr...Der Tagesspiegel hat hier die interessantesten beschrieben. Uns zog es aber eher ins Ländliche, und ich konnte meine Familie davon überzeugen, dass wir einen ca. 60 km von uns entfernten Weihnachtsmarkt aufsuchen. Den hatten wir bereits einmal in den Vorjahren besucht, und damals gefiel mir die Athmosphäre dieses Weihnachtsmarktes in Liebenberg.
Liebenberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Löwenberger Land nördlich von Berlin. Die Geschichte des ehemaligen Rittergutes ist lang und bei Wikipedia und nachlesbar. Übrigens hat auch Theodor Fontane es in seinem Wanderungen in der Mark Brandenburg beschrieben...erwähnt...Ich muss das irgendwann mal nachlesen.
Was war da zu DDR-Zeiten? Nachdem es enteignet wurde, die Sowjetische Militäradministration , dann war das Gut Betrieb der SED, im Schloss Wohnungen, Kindergarten und Arztpraxis....und im Kapitalismus? Na klar, Tagungs- und Seminarzentrum des DKB. ..auch das typisch für unsere Zeit.
Die Angebote der vielen Märkte ähneln sich, man ist inzwischen verwöhnt....deshalb fällt meine Wahl meistens auf Märkte mit romantisch-altmodischem Ambiente, und inzwischen kann ich sogar beim Anblick alter DDR-Gebäuden nostalgische Erinnerungen spüren, wenn auch ambivalente. Aber die Zeit bleibt nicht stehen, inzwischen sind die auf dem Gelände des Gutes renoviert worden und dienen als überdachte Ausstellungsorte.
Der Markt am Schloss öffnete bereits um 12 Uhr, und da ist noch nicht so viel los, so dass wir sogar unseren Hund mitnehmen konnten und anschließend noch durch den Park und Wald des ehemaligen Gutshofes spazieren gehen konnten. Hunde an der Leine waren erlaubt, wenn nicht, hätten wir unseren Schäfi nach einem Spaziergang auch im Auto lassen können.
Sammy traf auf reichlich Artgenossen, die auch bis auf einen kleinen Terrier nicht gleich in aggressive Panik verfielen, als sie ihm begegneten, (wie übrigens auch ein menschliches Wesen, das sich nicht verkneifen konnte lauthals zu lamentieren, weshalb man den 'großen Köter mitschleppen musste'). Aber ritualisiertes Territorialverhalten gibt es ja auch bei Menschen, die laut ihre Missgunst kundgeben müssen, um ihre Ängste zu bewältigen. Der winzige Corgi (?) wollte Sammy jedenfalls kennenlernen, und seine Besitzer ließen das zu!
Überall zwischen den waren Feuerkörbe mit brennenden Holzscheiten aufgestellt, die vor sich hinrauchten.
Kritische Anmerkungen...Ambiente geht vor Dekarbonisierung? Rauchvergiftungen während der Speisenaufnahme sind irrelevant?
Es gab Grünkohl mit Pinkel...meine Lieblingswinterspeise, als Migrantin aus Niedersachsen ist das verständlich.. Allerdings können die Brandenburger das offenbar nicht zubereiten, wie ich das mir wünsche, entweder ist es versalzen ( beim letzten Besuch) oder wie diesmal mit Zucker gesüßt? Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass der Frost Grünkohl derartig süß werden lässt.
Empfehlenswert dagegen der Glühpunsch aus Apfelsaft mit Schuss, sehr lecker. Ich musste ja nicht fahren. Auch die gerösteten Maroni aus der Garfagnana waren spitzenmäßig, hier kommen auch die Meckerer auf ihre Kosten.
Aber es gab noch mehr Meckerer auf dem Markt. Als ich in einem der Häuser ein Foto von einem Stand machen wollte, wurde mir das mit barschen Worten verboten. Ich habe dann auch gehorcht und weder geguckt, noch fotografiert.
Aber ich ließ mich nicht einschüchtern und fragte höflich beim nächsten Stand mit als Mönchen verkleideten Verkäufern für Salzwedeler Baumkuchen nach, bevor ich meinen Fotoapparat zückte.
Und die waren so freundlich sogar für mich zu posieren, sogar mehrfach nachdem das erste Foto misslungen war. Dankeschön, den beiden friedlichen, freundlichen und freien Mönchen....die außerdem so niedlich waren :-)
Was gab's noch...Tiere dürfen nicht fehlen.. Da waren einmal ebenfalls sehr fotoscheue Enten, an menschlichen Auflauf gewöhnte Pferdchen, die mit den Kindern ihre Runden drehten und nicht zu vergessen gut geheizte Örtlichkeiten mit einem sehr witzigen Namen.
Modisch scheinen originelle Sinnsprüche zu sein, die shabby-chicgemacht an mehreren Ständen angeboten wurden. Früher gab es ähnliches auf Holzbrettchen gebrannt oder auf Holzbügeln und Kochlöffeln. *grins*. Jetzt sind Sprüche und Holztafeln angesagt. Den mit der Schokolade könnte ich mir auch anhängen.
Und zum Schluss ging es durch den alten Gutspark Richtung Wald. Der Hund konnte endlich herumtoben und wir auch.