Montag, Oktober 27, 2008

Stippvisite in Niedersachsen

Renaturierung
Letzte Woche war ich zu einem Verwandtenbesuch in meinem alten Heimatland Niedersachsen.Das Wetter war prächtig, trotz gegenteiliger Ansagen der Wetterberichte. So schien die Sonne strahlend als Schwester samt Hund und ich einen Ausflug in das "Große Moor" bei Gifhorn machten.
Moorhund
Das Moor gehört, wie ich erst durch Nachlesen erfuhr, zu den größten Naturschutzgebieten in Niedersachsen, und hat eine Fläche von 2720 Hektar. Beachtlich...ich hatte keine Ahnung davon.Der größte Teil besteht aus sogenanntem Hochmoor ein Fünftel davon ist Niedermoor. Näheres zur Geschichte dieses Gebiete kann man hier nachlesen
.Moor
Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea)


Bis in die sechziger Jahre hat man dort Torf abgebaut, als Düngetorf und als Brenntorf verwendet, was natürlich zur Folge hatte, dass die moortypische natürliche Fauna und Flora dezimiert bis ausgerottet wurde. Das Birkhuhn, was in den achtziger Jahren dort heimisch war,ist wohl-wenn ich die Quellen richtig lese- inzwischen ausgestorben.
Bei Wikipedia kann man lesen, dass Hobbygärtner immer noch 2,3 Millionen Kubikmeter Torfwerden jedes Jahr zur Bodenverbesserung ihres Gartenbodens verwenden. Erstaunlich, wie hartnäckig Menschen an konventionellen Methoden des Gärtnerns festhalten, auch wenn es nur hobbymäßig geschieht. Und wenn ich ehrlich bin, beteilige ich mich auch selbst an diesem Raubbau der Natur. Aus Bequemlichkeit habe ich häufig dann doch wider besseren Wissens Anzuchterde für die ersten Aussaaten im Jahr verwendet. Obwohl es natürlich mit in einer in der Mikrowelle sterilisierten Komposterde-Mischungen ebenso funktioniert.Torfberge

Renaturierungsfläche mit Torfbergen
In diesem naturgeschütztem Moorgebiet gibt es inzwischen kilometerlange Wander- und Fahrradwege mit Lehrtafeln und die Möglichkeit sich mit einer Schmalspurbahn spazierenfahren und sich dabei die Geschichte dieses wohl schon vor 6000 Jahren entstandenen Moors erklären zu lassen.
Moorbahn
Das Wandergebiet ist von Entwässerungskanälen durchzogen, die bereits im 19. Jahrhundert von polnischen Wanderarbeitern angelegt worden waren...alles nachzulesen auf den aufgestellten Lehrtafeln.
Entwässerungsgraben
Man sollte nur auf den Wegen bleiben, wie in allen Naturschutzgebieten, dennoch wagte ich mich ein paar Meter hinein in ein Waldstück mit schwankendem Boden, um mir die Flora näher anzusehen. Als typische Pflanzen entdeckte ich neben dem bereits oben gezeigten Bentgras (Molinia), Preiselbeeren , Glockenheiden.
Preiselbeeren
Aber auch dieses Eckchen Erde wird von Menschen besiedelt, die dann ihre Gartenabfälle hier entsorg(t)en. So entdeckte ich eine Kolonie des vermaledeiten
japanischen Riesenknöterichs, die orangefarbenen Lampionpflanzen leuchteten mir aus dem Gras entgegen und der wilde Wein wucherte im Unterholz...


http://de.wikipedia.org/wiki/Moor

4 Kommentare:

  1. Anonym12:34 PM

    Ein sehr interessanter Beitrag und Besuch in Niedersachsen.
    Auch hier in Canada wird Torf - (Peat Moss) abgebaut. 25% des Peat Moss Weltmarktes wird von Canada gedeckt. Oftmals wird Peat Moss in der Blumen & Gartenerde verwandt. Wie z.B.
    Triple Mix..1/3 Erde, 1/3 Kompost und 1/3 Peat Moss.
    Wünsche Dir eine gute Woche,
    Gisela

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  2. Anonym5:29 PM

    Das war ein interessanter Beitrag. Das Moor ist ein Bereich, der mir sehr fremd ist. Obwohl es gerade bei uns in Hessen auch noch Feuchtgebiete gibt, die dem nahe kommen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn es unter den Füßen plötzlich nicht mehr richtig fest ist. Torf verwende ich gar nicht, obwohl es unserem Lehmboden sicher gut tun würde.
    Herzliche Grüße
    Elke

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  3. Hallo Sisah,dein Bericht hat mich an meine Kinderzeit erinnert. Ich habe es miterlebt, wie man den Torf gestochen hat, um ihn als Brennmaterial für den Winter zu benutzen. Mein Vater hat mit der Hand und dem speziellen Torfspaten, jedes einzelne Torfstück abgestochen. Vorher mußte der lockere Torf, der für die Gärtner als Dünger mitgenommen wurde, entfernt bis man auf den dunklen, dicken, schweren Torf stieß. Den ganzen Sommer stand er in kleinen Hocken zum Trocknen, im Herbst holte man ihn rein, da war er einem Brikettstück nicht unähnlich. Ich mußte ihm dabei oft helfen, beim Umsetzen der Torfhocken und beim Heimtransport mit den Pferden.Beim Lesen wurden die Bilder wieder ganz lebendig für mich.
    Liebe Grüße
    von Edith

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  4. Hallo liebe Sisah, ich weiss nicht weshalb mir beim Anblick des ersten Bildes (eine schön-melancholische Landschaft!) spontan eine Szene aus Grass "Blechtrommel" in den Sinn gekommen ist. Ich glaubte einfach den Duft des Torfs zu riechen. Das erste "echte" Torffeld habe ich vor x-Jahren in Irland gesehen, auch wie er dort abgestochen wurde (das kennen wir hier ja nicht, wohl aber Moorlandschaften).
    Liebe Grüsse, Barbara

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