Donnerstag, August 25, 2011

Retro-,Vintage- und Spießerpflanzen in meinem Garten !






Meine Schwester erzählte mir neulich, wie sie eine gleichaltrige Freundin ( made in den Fünfzigern) überreden wollte, mal in diesem Jahr keine Eisbegonien in den Vorgarten zu pflanzen. Genauso wie für Schwesterchen sind für mich bestimmte Sommerblumen einfach der Gipfel der Spießigkeit (gewesen), die ich zu Beginn meines Gärtnerinnendasein niemals in den Garten gepflanzt hätte. Eisbegonien gehören dazu, sie erinnern mich immer fatal an Grabbepflanzungen, wo dann die stets akkurat aussehenden Begonien unermüdlich bis zum Frost blühen können ohne großartig gepflegt werden zu müssen.

Aber auch Zinnien waren für mich lange Zeit neudeutsch eine 'no-go' Pflanze. Inzwischen bin ich milder geworden bei der Auswahl meiner Sommerblümchen-Farbtupfer im Garten, und berücksichtige bei der Auswahl eher blütenökologische Gesichtspunkte als Design und Mode, glaube ich zumindest.

'Peppermint sticks' mit instabiler Blütenfarbe
Oder sollte sich unterschwellig der Vintage-Virus in mein Hirn geschlichen haben?  Vintage ...wer hat eigentlich damit angefangen in der Gartenbloggerwelt? Für mich bedeutete das Wort jahrzehntelang einfach nur 'Weinlese'. Irgendwann ist 'Vintage' dann in die Welt der Couture gelangt, womit  ein bestimmter 'Retrolook' der Kleider gemeint ist, und inzwischen ist dieser Look im Garten angekommen. Allerdings nennt man hier die altmodischen Pflanzen nicht Vintage-Blumen, sondern 'Historische Sorten.'  Meinetwegen.
Obwohl ich glaube, dass meine im Frühjahr vorgezogenen Zinnia elegans  der Sorte 'Peppermint Sticks' mit ihren farbigen Tupfen und Strichen ein Ergebnis modernster Züchtungsmethoden sind, die überhaupt nichts mit 'Vintage' oder 'Historisch' zu tun haben. Das einzig historische an dieser Zinnie ist sicherlich die Tatsache, dass die Art Zinnia elegans schon 1790 aus Mexiko nach Europa eingeführt wurde, und zwar nach Wien. In Deutschland stand sie dann 1808 im Berliner Botanischen Garten, und wurde dann 'alsbald zu einer häufigen Gartenblume, wobei es zu der Entstehung weiterer Farbsorten kam' ( aus Kaiserkron und Päonien rot...)

Lasse ich jetzt mal Gartenmoden und Heirloom-Hype bei Pfanzen beiseite, kann ich -wenn es mal nicht regnet- beobachten, dass die Pflanzen regelmäßig von Insekten angeflogen werden, wobei ich sagen muss, mehr von Hautflüglern als von Schmetterlingen. Vielleicht liegt das nun wiederum am Wetter, aber Weißlinge fliegen sobald die Sonne sich zeigt und  bevorzugen dann eher andere Blüten wie die der Katzenminze, das Landkärtchen sehe ich eher auf der Amerikanischen Prärieminze, Pycanthemum pilosum.
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Prärieminze - Pycnathemum pilosum

Aber eine 'Heirloom Variety' an Zinnien habe ich dann doch im Garten, das ist die zarte feine
'Zinnia peruviana'  syn. tenuifolia. 'A charming display in borders' schreibt die Saatgutfirma Johnsons  auf der Packung, was ich bezweifle, hat sie doch tatsächlich sehr feine kleine Blüten und würde in einer 'mixed border' untergehen. Ich habe sie in Töpfe gepflanzt, um sie mal genauer unter die Lupe nehmen zu können.

Übrigens hat die Freundin auf meine Schwester gehört und dann nicht Eisbegonien gepflanzt. Stolz präsentierte sie dann bei Schwesters nächstem Besuch ihren Vorgarten mit rosaroten 'Fleißigen Lieschen' !

6 Kommentare:

  1. Herrlicher Quatsch mit all' den Gartenmoden. Aber da sich mit dem Thema Garten wohl scheinbar immer besser Geld verdienen lässt und sich dann auch die Werbung dafür lohnt, müssen nun mal auch neuere Begriffe her ...

    Ach sind Deine Zinnien schön anzusehen! Die könnte ich mir so gut im Garten meiner Mutter vorstellen, denn so gesehen sind wir dann schon sehr lange extrem altmodisch. Nur hindern uns schon seit vielen Jahren die Nacktschnecken daran dieses altmodischen 'Allüren' auszuleben: Selbst wenn sie im Topf bleiben und nachts im Wintergarten untergestellt werden, fallen die Schleimer tagsüber bereits zu sehr über sie her. Soll' halt nicht sein!

    Ich bin mir gar nicht sicher, ob Begonien nicht auch Schneckenfutter sind!? Den Eisbegonien konnte ich auch nie viel abgewinnen - eben wegen der Friedhofsbepflanzung. Aber früher hatte ich meiner Mutter wunderschöne andere kleinblütige Begonien in Orange besorgt und auch gefüllte fleißige Lieschen für ein paar Beetakzente machten sich gut. Doch irgendwie finde ich es immer verrückter, dass man einerseits Energie einsparen will und andererseits immer mehr Wegwerf-Pflanzen produziert werden ...
    Und mit dem Sebstaufziehen war es auch nix: 1 Tüte Wickensaat für über 2,- Euro = 1 Pflanze, die jetzt endlich etwas blüht. Bei der Kapuzinerkresse war das Ergebnis ähnlich vernichtend. Dabei gibt es so viele schöne altmodische Pflanzen, die den Garten jetzt in ein Blütenmeer verwandeln könnten! Aber zum Glück gibt es noch die ganz alten Fuchsien, die immer wieder eingekellert werden ...
    LG Silke

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  2. Ob Eisbegonie oder fleißiges Lieschen, sie haben genauso viel Charme wie Radischen, also fast garkein.
    Umso schöner sind Zinnien überhaupt die Peppermint ist ja faszinierend.

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  3. Liebe Sisah,
    gerade Zinnien, mit den tollen Farben und Texturen, finde ich wunderschön!
    Vor allem als Schnittblume für die Vase machen sie sich gut und halten auch lange! Ich habe sie, in Ohne-Garten-Zeiten, oft im Blumenladen gekauft!
    Herzliche Grüße!
    Gesine

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  4. @ Silke: Nichts gegen die Begonienvielfalt. Ich habe ebenfalls vielblütige Knollenbegonien im Topf unter der Kiefer und eine frostharte steht dort auch, übrigens völlig frei von Schneckenangriffen! Das 'Spießige' daran ist wohl das Festhalten an 'Pflanzritualen', nämlich alle Jahre wieder Eisbegonien zu setzen....oder auch Lieschen, die ich inzwischen
    zauberhaft finde...liegt wohl am Alter...
    Übrigens werden Zinnien auch von Schnecken verschmäht!
    Hast du schon probiert schon sehr früh vorzuziehen ( bei kühlen Temperaturen!), dann haben sie
    einen besseren Start!
    @ Zabor: Radieschen haben wohl Charme ;-)
    @Gesine: Stimmt, Zinnien sind perfekte Vasenblumen, fast so perfekt wie die von mir bisher auch verhassten Gerbera. Irgendwann beginne ich vielleicht auch diese zu mögen....
    LG
    Sisah

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  5. @Silke: Ich meinte Wicken bei meinem Tipp zum Vorziehen! Bei denen gibt es auch wirklich wunderschöne 'Heirloom Sorten'!
    LG
    Sisah

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  6. Zinnien sind wahnsinnig begehrt und Wicken ebenso! Die wunderschöne Staudenwicke, die jahrelang fast zu viel unter der Birke wucherte, war plötzlich vor etwa 4 Jahren verschwunden. Und selbst Ableger und Saat aus meinem Vorgarten amen nicht mehr hoch. Bei mir kommt hinter dem Haus schon seit vielen Jahren keine einzige Staudenwicke mehr hoch - wird sofort abgefressen. Und selbst aus unserem wild wuchernden Wicken-Vorgarten als Schnittblumen auf dem Podest schleimen bei uns die Schnecken dafür meilenweit ...
    Meine Mutter hatte im letzten Jahr Wickensaat in einem hohen Pflanzkübel vor dem Wintergarten ausgelegt. Da waren sie begehrtes Schneckenfutter. Daher kamen die neuen Körnchen im zeitigen Frühjahr in einen Topf, der noch immer im Wintergarten steht. Aber selbst da werden in der Nacht Versuche unternommen unter der Schiebetür durchzuschleimen.
    Im nächsten Jahr versuchen wir es in Töpfen, die dann auf den heißen Südhof kommen. Wenn das nicht lappt, gibt es nur noch Kunstwicken für die Deko ...
    LG Silke

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