Montag, Januar 22, 2018

Ein Distelfink kommt nicht allein

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/archive/6/64/20140620183253%21Fabritius-vink.jpg 

Vor ein paar Jahren habe ich den Roman 'Der Distelfink' von Donna Tartt regelrecht verschlungen, ich fand ihn unheimlich spannend, so dass ich lange Nächte verbrachte. In ihm spielte ein Distelfink eine wesentliche Rolle und schmückte auch das Cover des Buches. Es ging im Roman aber nicht um den Vogel als Lebewesen, sondern um ihn als Kunstwerk auf einem Gemälde von 1654 eines relativ unbekannten Delfter Malers namens Carel Fabritius. Die Odyssee des im Roman gestohlenen Gemäldes mit seinen psychologisch sehr spannenden Verwicklungen will ich hier nicht wiedergeben, hier gibt es eine von über 100000 Rezensionen.
Interessant fand ich die Tatsache, dass das alte Gemälde zeigt, wie tierquälerisch und anthropozentrisch wir schon immer waren und offenbar immer bleiben werden. Da wird ein Wildvogel, der damals sicherlich noch häufiger war als heute, einfach angekettet ...muss den ganzen Tag auf einer Sitzstange hin- und herhüpfend Menschen "erfreuen". Es gibt immer noch Länder, wo Wildvogelhaltung so aussieht...aber ich muss auch hier nicht weit gucken...da hält der Nachbar Wellensittiche in Außenvolieren im Winter mit Rotlicht bestrahlt.


Und ganz gegen seine Natur muss das feine, bunte Vögelchen auch noch in Einzelhaft verbringen. Dabei ist der Distelfink ein durchaus geselliger Vogel.  Er ist hier in Berlin und um Berlin herum ein Brutvogel, also ein Überwinterer, zieht aber schon nach der Brut in Familientrupps in der Region umher und weidet die (noch) reichlich vorhandenen "Unkrautflächen"  ab. Übrigens las ich, dass die Brutpaare sogar lebenslang zusammenbleiben...
Ab August sieht man dann kleinere Schwärme, die in den Herbst- und Wintermonaten durchaus auf 100 Exemplare anwachsen können. Diese Winterschwärme lösen sich dann spätestens im April wieder auf. 

Solche Schwärme sehe ich aktuell hier herumziehen, und hin und wieder verirrt sich ein Trüppchen in den Garten. Sie sind sehr schreckhaft, sitzen dann im Apfelbaum und warten darauf, dass die Sitzstangen der Futterspender freiwerden. Sie mögen geschälte Sonnenblumenkerne. Und sitzen dann auch teilweise auf dem Boden um die herabfallenden Reste ihrer Kumpels aufzulesen. Und obwohl ich schon seit Jahrzehnten einen im Winter "unaufgeräumten" Garten habe, gehen sie selten an die Samenstände der Astern oder Gräser. Einmal habe ich sie an den Kardendisteln beobachten können. Welche Krautsamen sind wohl ihre Lieblingsspeise? Tatsächlich Disteln? Müsste ich mal probieren wieder anzupflanzen, allerdings sind die nie sehr langlebig in einem Garten.
NABU hat ausgezeichnete Infos über den Distelfinken zusammengetragen, der ja im Jahre 2016 der Vogel des Jahres war. Sie schreiben, dass er über 150 verschiedene Krautsamen frisst. Merkwürdig...ich seh sie immer nur an den Futterspendern...


Stieglitz ist die andere Bezeichnung für Carduelis carduelis. 
Seine Geselligkeit schlägt sich auch in seinem Mitteilungsbedürfnis nieder. Stieglitze sind immer in Bewegung und reden dabei unentwegt. Die Laute hören sich immer wie „stieglitt“ an und  gaben den Vögeln den passenden Zweitnamen.
Meine Fotos sind nicht besondes scharf geworden....ist auch kein Wunder, das Januarwetter zeigt sich grau-trübe , und ich fotografiere durch die Fensterscheibe.

8 Kommentare:

  1. Wahnsinn, liebe Sigrun! Ich konnte mich in einem der langen und verhältnismäßig kalten Winter 1x an einem Exemplar am Futtertisch erfreuen. Schön wenn sie bei Euch so zahlreich auftreten. Aber offensichtlich mutieren sie dann bei Dir zu Feinschmeckern ;-)
    LG Silke

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    1. Feinschmecker ?Das kann ja eigentlich nicht sein, wenn man NABU Glauben schenken will, die feststellten, dass sie von 150 verschiedenen Kräutern Samen aufnehmen. Es wird außerdem gesagt, dass sie Korbblütler bevorzugen..Meine Beobachtungen sahen sie dabei nur an Disteln, Sonnenblumensamen und ben Astersamen direkt aus der Pflanze nahmen sie merkwürdigerweise nicht, nur eben die aus dem Spender.
      LG Sigrun

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  2. Ich liebe sie auch, diese geselligen Gesellen. Wenn meine Sonnenblumen reif sind, dann sind auch sie da, sie dürfen. Im Winter sehe ich sie seltener, dafür aber in den Reben schon mal öfter, dort stehen noch viele Samenstände, das ist ja mit ihre Hauptspeise.
    Liebe Grüße
    von Edith

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    1. Wenn ich Sonnenblumen im Garten habe, sind anscheinend die Meisen schneller, da waren noch nie Distelfinken. Was fressen sie denn für Pflanzensamen in den Weinbergen oder was meinst du denn mit 'Hauptspeise" ?
      LG Sigrun

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  3. Heartbreaking how cruel we can be!

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    1. Yes, we are... and sometimes I think, human beings never will change....

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  4. So eine große Menge konnte ich hier noch nicht beobachten. Das ist ja toll, dass du in einer unaufgeräumten Landschaft wohnst. In Freiberg gab es sie an einigen Stellen auch häufig. Ich kenne immer das Bild Stieglitz auf Wilder Karde. Vielleicht ist das seine Leibspeise nach den Sonnenblumenkernen.
    LG Sigrun

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    1. Vermutlich hast du recht...ich sollte mehr Kardendisteln zulassen... die vermehren sich hier sowwiso wie die 'Pest' auf einem der Beete. Ich gelobe dieses Jahr nicht alle wegzujäten.
      LG Sigrun

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