
Vor ein paar Jahren habe ich den Roman 'Der Distelfink' von Donna Tartt regelrecht verschlungen, ich fand ihn unheimlich spannend, so dass ich lange Nächte verbrachte. In ihm spielte ein Distelfink eine wesentliche Rolle und schmückte auch das Cover des Buches. Es ging im Roman aber nicht um den Vogel als Lebewesen, sondern um ihn als Kunstwerk auf einem Gemälde von 1654 eines relativ unbekannten Delfter Malers namens Carel Fabritius. Die Odyssee des im Roman gestohlenen Gemäldes mit seinen psychologisch sehr spannenden Verwicklungen will ich hier nicht wiedergeben, hier gibt es eine von über 100000 Rezensionen.
Interessant fand ich die Tatsache, dass das alte Gemälde zeigt, wie tierquälerisch und anthropozentrisch wir schon immer waren und offenbar immer bleiben werden. Da wird ein Wildvogel, der damals sicherlich noch häufiger war als heute, einfach angekettet ...muss den ganzen Tag auf einer Sitzstange hin- und herhüpfend Menschen "erfreuen". Es gibt immer noch Länder, wo Wildvogelhaltung so aussieht...aber ich muss auch hier nicht weit gucken...da hält der Nachbar Wellensittiche in Außenvolieren im Winter mit Rotlicht bestrahlt.
Und ganz gegen seine Natur muss das feine, bunte Vögelchen auch noch in Einzelhaft verbringen. Dabei ist der Distelfink ein durchaus geselliger Vogel. Er ist hier in Berlin und um Berlin herum ein Brutvogel, also ein Überwinterer, zieht aber schon nach der Brut in Familientrupps in der Region umher und weidet die (noch) reichlich vorhandenen "Unkrautflächen" ab. Übrigens las ich, dass die Brutpaare sogar lebenslang zusammenbleiben...
Ab August sieht man dann kleinere Schwärme, die in den Herbst- und Wintermonaten durchaus auf 100 Exemplare anwachsen können. Diese Winterschwärme lösen sich dann spätestens im April wieder auf.
Solche Schwärme sehe ich aktuell hier herumziehen, und hin und wieder verirrt sich ein Trüppchen in den Garten. Sie sind sehr schreckhaft, sitzen dann im Apfelbaum und warten darauf, dass die Sitzstangen der Futterspender freiwerden. Sie mögen geschälte Sonnenblumenkerne. Und sitzen dann auch teilweise auf dem Boden um die herabfallenden Reste ihrer Kumpels aufzulesen. Und obwohl ich schon seit Jahrzehnten einen im Winter "unaufgeräumten" Garten habe, gehen sie selten an die Samenstände der Astern oder Gräser. Einmal habe ich sie an den Kardendisteln beobachten können. Welche Krautsamen sind wohl ihre Lieblingsspeise? Tatsächlich Disteln? Müsste ich mal probieren wieder anzupflanzen, allerdings sind die nie sehr langlebig in einem Garten.
NABU hat ausgezeichnete Infos über den Distelfinken zusammengetragen, der ja im Jahre 2016 der Vogel des Jahres war. Sie schreiben, dass er über 150 verschiedene Krautsamen frisst. Merkwürdig...ich seh sie immer nur an den Futterspendern...
Stieglitz ist die andere Bezeichnung für Carduelis carduelis.
Seine Geselligkeit schlägt sich auch in seinem Mitteilungsbedürfnis nieder. Stieglitze sind immer in Bewegung und reden dabei unentwegt. Die Laute hören sich immer wie „stieglitt“ an und gaben den Vögeln den passenden Zweitnamen.
Meine Fotos sind nicht besondes scharf geworden....ist auch kein Wunder, das Januarwetter zeigt sich grau-trübe , und ich fotografiere durch die Fensterscheibe.