Osterzeit ist Ausflugszeit bei uns. Es ging wieder in das
Oderbruch , laut Wikipedia '
ein Binnendelta der Oder im Landkreis Märkisch-Oderland des Bundeslandes Brandenburg und Polen.' Ein Bruch ist ja bekanntlich ein Sumpf bzw. Moor, aber Eindeichung und Trockenlegung zwischen 1747 und 1762 unter dem preußischen König Friedrich II. haben das Land urbar gemacht. Ihm zu Ehren steht in Letschin ein Denkmal als Dank für die veranlasste Trockenlegung des Oderbruchs.
An diesem ehrenvollen Ort waren wir auch, aber zunächst zog es uns direkt an die Oder in der Nähe von Güstebieser Loose. Es war schauriges Spaziergänger- und Fotografenwetter , der Wind pfiff über den Deich, der Himmel dräute...
Die Oder führte ihr Frühlingshochwasser, das fast bis an die Deiche heranreichte.Massen von Kormoranen hielten sich an umgestürzten Weiden auf, aber viel zu weit weg, um sie zu fotografieren.
Während Vorstädter wie ich sich über ein Meisennest im Garten freuen, hatte der Bauernhof direkt hinter dem Deich ein Storchennest im Garten .
Während eines Deichspaziergangs stellte mein GG dann fest, dass er das falsche Pulloverchen angezogen hatte, diesmal war er der Frostköttel...meine neue winddichte Wanderjacke hielt, was sie versprach.
Also traten wir den Rückzug an und fuhren nach
Letschin , um den Ort anzusehen und zum zweiten Frühstückskaffee.
Letschin kannten wir bereits aus Nachwendezeiten, aber erkannten es fast nicht wieder. Der Ort war während des zweiten Weltkriegs in der Hauptkampffrontlinie zur Eroberung von Berlin und wurde er im April 1945 stark zerstört, dann kam die DDR , und es sah bei unserem ersten Besuch zu Wendezeiten entsprechend aus...und nun hat Letschin die Bundesrepublik, und es ist endlich 'eine blühende Landschaft' entstanden. Ich weiß nicht, welche Berater die Letschiner hatten, aber das müssen Menschen gewesen sein, die ihr Hauptaugenmerk dem Autoverkehr widmeten. Das Ergebnis ist für meine Augen grauenhaft.
Immerhin war 'Der alte Fritz', das Gasthaus , in das wir einkehrten, von anheimelnder Gemütlichkeit und die Gastwirtin nicht so kühl wie das Ambiente der kleinen Stadt. Die Gasträume glichen einem Museum, an den Wänden hingen reichlich Informationen über die wechselreiche Geschichte des Ortes und der Gaststätte. Sehenswert! Der Milchkaffee war lecker, das Rührei auf Brot ebenfalls!
Meine Empfehlung an die Letschiner....etwas mehr Gefühl für's Detail, weniger Flaggen und Friedrich....ein paar Kübelpflanzen und Gehölze wären sicher hilfreich, dann bleiben Touris wie ich auch sicher länger.
Theodor Fontane hat hier ebenfalls mal gerastet und der Aufenthalt in der Gaststätte soll ihn damals zum Roman
'Unter'm Birnbaum' inspiriert haben, den ich (noch) nicht kenne. Soll aber ein Kriminalroman sein.
Inspirierend fand ich die Devotionalienecke für den alten Fritz direkt neben unserem Sitzplatz im Lokal. Mich hat sie jedenfalls ganz schnell wieder flott gemacht: also nichts wie hinaus in die Natur , ins Chaos von Kälte, grauem Himmel und keimenden Grün .
Die Salweidenkätzchen blühten, der typische Baum für diese Gegend, Scharbockskraut traute sich auch schon aus der Erde, ebenso wie der Wiesenkerbel, und hin und wieder ein paar Veilchen, sonst war die Natur leider noch weiter zurück als in meinem Garten.
Nach Autostehenlassen und Wandern war uns nicht zumute, wir fuhren durch das Bruch und schauten uns um, was sich, wo, verändert hatte. So sind wir in Neu-Hardenberg gelandet, dem ehemaligen Marxwalde zu DDR-Zeiten. Hier steht das einzigartige Schinkel-Ensemble aus Schloss, Kirche samt Park ( hier waren Fürst Pückler und Lenné beteiligt) Auch hier alles frisch renoviert und zurecht gemacht und dank Deutschem Sparkassen- und Giroverband zu einem Zentrum für Kunst und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaftsethik mit einem Fünf-Sterne-Hotel und zwei Restaurants umgestaltet worden. Und was ich sah, fand Gnade unter meinen Augen...sehr edel anzuschauen...
Wer weitere Fotos des Ausflugs anschauen möchte, kann einfach nur auf eines der Fotosklicken und wird dann in die wundersame Welt von
Ipernity geleitet und sich meine Fotogalerie anschauen.
Höhepunkt unseres Ausflugs für mich war ein Fleckchen Oderland mit Adonisröschen (Adonis vernalis). Es gibt etliche Stätten in der Frankfurter/O. Ecke,
wo schon ganz Busladungen (im Link für 53 € hinchauffiert werden. Selbst die Berliner Abendschau berichtet darüber und hatte zu Ostern eigentlich abgeraten danach zu schauen, weil Adonis noch nicht so weit ist.
Aber ich kenne da ein Fleckchen, das ich unbedingt aufsuchen musste und das zu überprüfen.
Und der Weg zu Fuß hat sich gelohnt, einige wenige blühten.