Bei bester Sammelzeit -nämlich bei trockenem sonnigem Wetter- vor der Schafskälte hatte ich die Hundespaziergänge immer dazu genutzt Holunderblüten und Robinienblüten zu sammeln, (wie man auf dem Foto erkennen kann, hatte ich vorher schon Weißdornblüten am Wickel.) Am Berliner Stadtrand gibt es ja glücklicherweise noch reichlich Ruderalflächen, ein idealer Standort für Robinien und Holunder sich auszubreiten.
Die Robinie wird bei Daisie ( Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe) zu den 100 schlimmsten Eindringlingen Europas gezählt. "Ursprünglich Aufgrund ihrer attraktiven Blütenstände und ihrer gefiederten Blätter wurde die gewöhnliche Robinie zuerst als exotisches Ziergehölz in Parks angepflanzt. 1640 gelangte sie nach England, und erste Nachweise für einen Anbau in Deutschland liegen für das Jahr 1670 vor, wo man sie im Berliner Lustgarten anpflanzte. " ( Auf dieser interessanten Webseite konnte ich allerdings lesen, dass die erste Robinie im Park Britz zu Beginn des 18. Jahrhunderts angepflanzt unweit meiner Arbeitsstelle gepflanzt wurde und bis 1952 dort stand.)
Und hier am Stadtrand fühlt die Migrantin sich seit dieser Zeit sehr wohl und wächst in schönster Harmonie mit dem guten alten Hollerbusch Sambucus nigra. Die Robinie blüht etwas früher als der Holunder, und die Schmetterlingsblüten geben einen frischen süßen Duft ab, den auch die Berliner Bienen schätzen, denn sie gehören zu den nektar- und zuckerreichsten Bienentrachtpflanzen. Der wird als Akazienhonig hier verkauft und gehört zu einer meiner Lieblingssorten. Warum sollte ich also nicht die Blüten mal selbst nutzen?
Ein Rezept hatte ich auch bereits gefunden mit dem treffenden Namen 'Vier-Blüten-Seelchen' :
Es handelt sich dabei um einen alkoholischen Extrakt, in dem die Seelen vier verschiedenen Blütenarten eingefangen werden. Wundervoller Gedanke. Man sichichtet abwechselnd duftende Blüten und Kristallzucker in ein Glas und gibt anschließend 75%igen Alkohol darüber. Der Extrakt kann dann in kleinen Mengen zum Aromatisieren von Desserts oder dergleichen verwendet werden.
Als erste Blüten standen mir also die Blüten der Robinien zur Verfügung, glücklicherweise ( für mich) blühen und fruchten Robinien bereits im sechsten Lebensjahr, wenn sie auch noch nicht allzu hoch gewachsen sind, so dass ich Bäume fand, an die ich heranreichen konnte. Natürlich hatte ich mich über den Status der Giftigkeit der Blüten informiert, denn ich kannte die Geschichten, dass Pferde nach dem Knabbern an Robinienrinde kläglich eingegangen sind. Aber wenn ich Robinienhonig überlebt habe, wird ein alkoholischer Auszug in homöopathischen Dosen mich auch nicht umbringen. Und wie ich in meinem Lexikon der Arzneipflanzen lese, muss man sich nur vor den Samen in Acht nehmen, wenn man sie ungekocht verzehrt. Wurzeln und Rinde sind anscheinend auch nicht ganz ohne, vor allem für Tiere, und auch der Holzstaub, der bei der Verarbeitung der Stämme anfällt, wirkt beim Einatmen giftig.
Ähnlich wie bei den Bohnen werden die Giftstoffe durch Kochen zerstört. Die frische Rinde der junge Zweige wird in der Homoöpathie gegen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes eingesetzt.
Die Holundersträucher in der Umgebung werden offenbar auch von anderen Sammlern heimgesucht, um manche Büsche fand ich regelrechte Trampelpfade vor. Es wundert mich überhaupt nicht, dass die Zahl der Sammler(innen) steigt, wenn ich auf manchen Märkten sehe, was für so einen Holunderblütensirup verlangt wird oder als Ratafia für den sagenhaften Preis von 19,90 € für 100 Millimeterchen hier angepriesen . Mein Seelensirup besteht momentan nur aus diesen beiden Blütensorten, ich werde aber sicher noch ein paar Rosenblüten und Lindenblüten dazufügen.
Meine Holundersorten 'Guincho Purple' und ' Black Lace' fangen gerade an zu blühen. Wenn ich die rosa überhauchten Blüten so sehe , sollte ich eigentlich mal versuchen daraus einen Sirup herzustellen: Mal sehen.... ich könnte den dann ebenfalls in der Verkauf bringen. Es fehlt allerdings noch ein hochgestochener Name...