Sonntag, November 11, 2012

Cul de Chien

Vielleicht wusste  mein alter Brite von folgender Aussage über die Mispel und beobachtet sie deshalb zeit ihres Lebens in unserem Garten mit Argwohn *grins*

 “A fruit, vulgarly called an open arse; of which it is more truly than delicately said, that it is never ripe till it is as rotten as a turd, and then it is not worth a fart.”

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Hundsarschl, dog's arse fruit, cul de chien.....Bei einer Suche geistert diese Bezeichnung für die Frucht der Mispel in allen mir geläufigen Sprachen  durch das Netz. Mal wird behauptet die Bezeichnung käme aus dem Mittelalter, andere Quellen geben an, dass das viktorianische Zeitalter den Namen erfunden hat. Wenn man im Netz der Sache genauer auf den Grund gehen will, ist man meist verloren. Einer schreibt vom anderen ab, Quellenangaben gibt es selten und es dauert Stunden bis ich einige mich zufriedenstellende Antworten finde. Ich habe es aufgegeben.
Das Zitat oben habe ich in diesem Blog gefunden, es soll aus dem 18. JH. stammen.
Ich weiß nicht...wurden die Hunde damals alle kupiert, oder wieso sah man bei der braunen Frucht mit der sternförmigen Vertiefung Ähnlichkeiten mit einem Hundepopo . Sammy verdeckt jedenfalls meistens sein Hinterteil mit seiner Rute!



Nach dem 'Formschnitt' durch meinen GG habe ich die an den abgeschnitteten Ästen noch anhängenden Früchte der Mispel abgenommen. Die sind noch steinhart trotz diverser Frostnächte, die wir hier bereits hatten.

Ich habe dann einen Teil für sechs Stunden in die Tiefkühtruhe gepackt, den anderen meiner Ernte ließ ich im Korb.



Und beide Teilmengen zeigten die gleichen Reifeprozesse, beide waren noch steinhart als ich sie vom Baum abnahm, erst nach einer Woche Lagerung bzw. Lagerung und Kurzfrosten ( ca. 6 Stunden) zeigte sich das in englischen Quellen so bezeichnete 'Bletting. Auf Einfrieren kann man also verzichten..aber vermutlich hatten die Frostnächte schon diesen Reifeprozess vorbereitet: '
Ideally, the fruit should be harvested from the tree immediately following a hard frost, which starts the bletting process by breaking down cell walls and speeding softening.'

Übersetzungen für das Wort 'bletting' gibt es offenbar nicht,   'nachreifen' trifft es wohl nicht so genau, 'to blet' heißt teigig werden.
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Mispeln sind schon einzigartig, die Genussreife stellt sich erst ein, wenn sie verrotten... Also in diesem überreifen, teigigen Zustand würde ich sie immer noch nicht direkt vom Baum essen wollen, aber in verfeinerter Form beginne ich zu erkennen, dass sie eine  Zimtnote haben: Ich habe zum ersten Mal Gelee davon gemacht, vorher hatte ich mal eine Tarte davon zubereitet, ohne besonders begeistert davon zu sein und daher eher oben zitierter Meinung zu sein.
Das nächste Experiment wird dann Hundsarschl-Likör sein!


7 Kommentare:

  1. Liebe Sisah, du hast deine Mispeltragödie von letzter Woche aufgearbeitet und deinem Gatten verziehen? Na da hat er noch mal Glück gehabt, dass er nun auch noch Gelee und Likör von "gezähmten" Baum zu sich nehmen kann. Mit diesem Baum habe ich mich ehrlich gesagt noch nie beschäftigt. Ich hab echt eine botanische Lücke in Sachen Baum und Strauch. Mel sehen, ob ich das im Winter ändern kann. Liebe Grüße und eine schöne Woche
    Annette

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  2. *lol* - tja - wenn man mal so genau hinguckt . . . Die Bezeichnung hat schon was.
    Lieben Gruß
    Elke

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  3. Liebe Sisah, ich bin ja immer wieder fasziniert von diesen Mispeln - dass sie jemals so verunglimpft wurden, ist mir neu =) Ich freue mich aber sehr, dass Du Deinem liebsten Gartengefährten verziehen hast! Und sicherlich ist das Likörchen dabei nicht ganz unschuldig.
    Viele liebe Grüße, Dagmar

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  4. Hihi, was für eine Bezeichnung für einen Schnaps! Na dann jetzt schon Prost für den nächsten Versuch. Der Gelee schmeckt aber bestimmt lecker.
    En liebe Gruess
    Alex

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  5. Noch nie so gehört, noch nie so gesehen, noch nie gegessen... Das alles trifft bei mir zu. Immer wieder so interessant bei dir zu lesen! Liebe Grüße, Anke

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  6. Wow, ein sehr interessanter Post!
    Die Mispel hat schon was eigenartiges ;-))
    Der Vergleich ist garnicht so abwegig.
    Aufjedenfall ein witziger Name für einen Schnaps!
    Viele liebe Grüße Urte


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