Montag, Mai 05, 2014

Mein italienisches Frühlingsalphabet

Celle di Puccini
Ein bißchen möchte ich schon noch berichten von unserer schönen Wander- und 'Forschungsexpedition' in die Garfagnana. Statt chronologischer Berichte, gibt es hier ein paar persönliche Eindrücke von dem, was mir so des Weges aufgefallen oder eingefallen ist.

Arancia

Endlich Mandarinen und Orangen essen und ihren Saft trinken, die wirklich so schmecken und riechen, wie ich sie aus meiner Kindheit meine mich zu erinnern...süß und voller Saft. Die Hausbesitzer in den Tälern und sonnigen Hängen begannen gerade ihre Zitrustöpfe wieder in die Gärten zu stellen, nur an einigen Villen in den Tälern scheinen die Pflanzen auch ganzjährig an geschützten Stellen ausgepflanzt zu überleben.



Barga....

Sommocolonia
... ein Städtchen im Serchiotal unweit von unserer Ferienwohnung gelegen, war der Ausgangspunkt für unsere erste Wandertour. Der Wanderführer hatte sie mit drei Sternchen bewertet, was Wege für sportliche Wanderer bedeutete, sie sollte nur 3 Stunden dauern. Na gut, dachten wir, übersahen dabei aber Aufstiege von 550 m ( auf 750 m Richtung Sommocolonia) und die strahlende italienische Sonne in Gewitterstimmung mit stechenden Strahlen. Um es kurz zu machen, wir brauchten länger als die angegebene Zeit, und die Sonne machte mich fertig.
Ich quälte mich trotzdem hoch, die Natur war einmalig. Die Baumheide duftete, der Lorbeer blühte,  der Ginster leuchtete. Orchideen ( Orchis provincalis) sprossen an den Steilwänden der Wanderwege oder auch mitten drin.



Wasser floss überall in den felsigen Hügeln, so dass Hund und sein Rudel sich glücklicherweise immer abkühlen konnten. Meine Thermoregulation scheint der meines Hundes Sammy zu ähneln, die nicht über Verdunstungskälte funktioniert, wie bei meinem schwitznassen menschlichen 


Begleiter. Ich laufe stattdessen puterrot an und war froh regelmäßig Gesicht und Unterarme unter frisches Wasser zu halten...Sonnenstich drohte. Hatte ich schon mehrfach erlebt bei Outdoor-Aktivitäten. 

Das frische Quellwasser wird auch ins Tal abgeleitet auf sehr elegantete Art und Weise ;-)
Unser Ziel war Sommocolonia, einem sehr einsamen Ort , in dem es laut Wanderführer nur 10 ständige Bewohner gibt...von denen wir aber gleich drei plaudernd beim Betreten des Ortes vor der Kirche San Rocco antrafen. Auch hier gab's wieder sprudelndes Wasser, und eine kurze Rast.


 Leider wurde uns der Weg durchs Dorf verwehrt, ein freilaufender Hund machte deutlich, dass er territoriale Ansprüche hat, und Sammy war an der Leine davon gar nicht erbaut. Der bläst sich in solchen Fällen auch immer enorm auf.
Dächer über Sommocolonia




 Also stiegen wir erst einmal zur Burgruine auf,  wo eine der 'vielen grausamen Schlachten am Ende des zweiten Weltkieges ' stattgefunden hat. Im bereits erwähnten Führer wird das Perfide dieses Kampfes kurz dargestellt: In Sommocolonia befand sich die Division Buffalo, eine Einheit aus afro-amerikanischen Soldaten, die diesen wohl strategisch wichtigen Ort verteidigt haben. Ich zitiere: " Als keine Hoffnung mehr bestand den Ort zu retten, gab Sgt. John Fox schließlich seine Position der eigenen Artellerie als Ziel an. Er und sein Funker wurden später unter den Trümmern tot geborgen"

Die Hintergründe für diese verzweifelte Tat erschlossen sich mir erst richtig, nachdem ich mir anschließend 
James McBrides Buch als Urlaubslektüre auf mein Kindle heruntergeladen hatte und an einem weiteren Tag den Drehort Colonoria für Spike Lee's Film Buffalo Soldiers...Das Wunder von Sant Anna.... besichtigt hatte.
Seit 2001 werden heute jedes Jahr in Sommocolonia der gefallenen amerikanischen Soldaten gedacht.

Das Entsetzen über diesen Weltkrieg begleitete mich  Schritt und Tritt, ich kann es nicht ausblenden als (eskapistische) Gärtnerin, die sich aber gleichzeitig freuen kann über den aus den Burgruinenresten treibenden Goldlack in knallender Sonne. 
Ist die Burgruine nun dem Weltkrieg um Opfer gefallen oder  waren sie schon vorher Ruinen? 



Ausssicht von einer Plattform in der Nähe der Burgruine
Ein Picknick wurde dann auf einer Panoramaterasse vor der Kirche San Frediano gemacht, der Ausblick war fantastisch, wenn auch ein trüber Dunst über allem in der Ferne Richtung Apuanische Alpen lag.


Es lag ein Gewitter in der Luft, wir stiegen wieder ab.  Von anderen Touristen keine Spur, uns begegneten allerdins einheimische Jugendliche auf ihren wilden Vehikeln auf dem engen Abstiegspfad oder wurden von wild bellenden Jagdhunden in ihren Zwingern erschreckt oder auch frei kläffend.Nicht unbedingt stressfrei für uns...gegen Motorräder hat Sammy nichts, wohl aber gegen seine nicht unbedingt wohl gesonnenen Artgenossen.

Manche Hundchen zogen sich glücklicherweise demütig zurück, wenn man sie ansprach.


Erschöpft kamen wir dann endlich auf unserem Parkplatz in Barga zurück, und es war genau zum richtigen Zeitpunkt. Der Regen brach los.
Fortsetzung folgt...


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