Mittwoch, November 14, 2012

Die Freundschaftsinsel um acht


Die Freundschaftsinsel liegt  in Potsdam zwischen zwei Armen der Havel, der Alten und der Neuen Fahrt und genau gegenüber dem Potsdamer Hauptbahnhof. Dienstag und Mittwoch fand wieder die sogenannte 'Herbstschule' auf dem Telegrafenberg statt, ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs.
Und da die Herbstschule für mich erst um neun Uhr losging, richtete ich es so ein, dass ich vorher dem 1937 bis 194o von Karl Foerster und Hermann Mattern angelegten Schau- und Lehrgarten eine Stippvisite abstattete, der bis heute penibel gepflegt wird.
Das hieß um fünf Uhr morgens aufstehen, denn in diesem Jahr konnte ich leider nicht die Regionalbahn nehmen, sondern musste mit der dahinschleichenden S-Bahn fahren. Aber was tut man als Hortophile nicht alles für einen selbst im November wunderschön anzusehenden Garten. Aber ich steh ja sonst auch nur eine viertel Stunde später auf....

 Gärtner waren als ich um um acht Uhr ankam schon schwer zugange., wenn auch recht brummelig, auf mein freundliches Guten Morgen, bekam ich keine Antwort .Schade, ich wäre  auch schon um diese Uhrzeit aufgeschlossen für einen Plausch gewesen.


Und trotz mehrerer Frostnächte, die uns hier bereits heimgesucht hatten, blühte sogar noch etwas. Die Herbstchrysantheme 'Nebelleuchten' scheint relativ robust zu sein.

 
 An anderen Stellen wurde alllerdings nicht 'durchgeblüht', was aber meinen Blick von den Beeten weg auf die Wegepflasterung lenkte, die mir bei meinen vorhergehenden Besuchen noch gar nicht aufgefallen war.
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Oder auf  filzig graue Blattrosetten eines Verbascum, die ich sehr dekorativ fand....oder den im Boden eingesenkten alten Mühlstein, moosbewachsen, winterliche Deko-Elemente so ganz nach meinem Geschmack!



Die Sonne war am zweiten Tag meines Besuches gerade so hoch, dass ein Teil des Gartens noch im Schatten lag, die Nikolaikirche auf der anderen Seite der Havel aber in ein helles Licht tauchte.
Suchbild mit Reiher
Morgenstund hat Gold im Mund
Den Mammutbaum strahlte sie so an, dass seine rötliche Herbstfärbung wie Rotgold schimmerte.
Ich war fasziniert von dieser morgendlichen Lichtshow, dass ich fast den Graureiher übersah, der in einem Wasserbecken davor auf der Lauer stand.
 In meinem Garten landet ja ebenfalls hin und wieder  einer, aber bisher gelang es mir nie einen zu fotografieren, weil der sich sofort in die Luft aufschwingt, wenn er mich sieht. Bei dem Freundschaftsinselreiher war das anders, ich schlich mehrfach um ihn herum bis ich éine gute Position fand um ein Foto zu machen.
Vexierbild
Der Reiher stand fast genauso starr auf seiner Position wie die vielen anderen Figuren, die gleichmäßig im Garten verteilt stehen.


Das dicke Pony gehört im Garten der Freundschaftsinsel zu meinen Lieblingen, ich besuche es immer, wenn ich dort bin, auch wenn es erst ganz hinten zu finden ist.


 Wer wohl Inge war , die offenbar Modell stand für eine Plastik des Prof. Arnold  ?


In dieser Jahreszeit kommen Gräser eigentlich erst richtig zur Geltung.... um K.F. zu zitieren:

Wer Herbstgarten sagt, muß auch Silberfahnengras, Kupferhirse und Lampenputzergras sagen....
Im Garten der Freundschaftsinsel "treiben Gartengräser  ihr Spiel in vielen Staudensträußen. 
standen allerdings meistens im tiefen Schatten, so dass ich nur wenige fotografierte.


I
Im hinteren Teil des Gartens findet man auch eine Metallplastik, die zu Ehren Karl Foersters aufgestellt wurde in der ein Zitat von ihm graviert ist:

„Wer Träume verwirklichen will, muss wacher sein und tiefer träumen als andere“ 


Sonntag, November 11, 2012

Cul de Chien

Vielleicht wusste  mein alter Brite von folgender Aussage über die Mispel und beobachtet sie deshalb zeit ihres Lebens in unserem Garten mit Argwohn *grins*

 “A fruit, vulgarly called an open arse; of which it is more truly than delicately said, that it is never ripe till it is as rotten as a turd, and then it is not worth a fart.”

Jump

Hundsarschl, dog's arse fruit, cul de chien.....Bei einer Suche geistert diese Bezeichnung für die Frucht der Mispel in allen mir geläufigen Sprachen  durch das Netz. Mal wird behauptet die Bezeichnung käme aus dem Mittelalter, andere Quellen geben an, dass das viktorianische Zeitalter den Namen erfunden hat. Wenn man im Netz der Sache genauer auf den Grund gehen will, ist man meist verloren. Einer schreibt vom anderen ab, Quellenangaben gibt es selten und es dauert Stunden bis ich einige mich zufriedenstellende Antworten finde. Ich habe es aufgegeben.
Das Zitat oben habe ich in diesem Blog gefunden, es soll aus dem 18. JH. stammen.
Ich weiß nicht...wurden die Hunde damals alle kupiert, oder wieso sah man bei der braunen Frucht mit der sternförmigen Vertiefung Ähnlichkeiten mit einem Hundepopo . Sammy verdeckt jedenfalls meistens sein Hinterteil mit seiner Rute!



Nach dem 'Formschnitt' durch meinen GG habe ich die an den abgeschnitteten Ästen noch anhängenden Früchte der Mispel abgenommen. Die sind noch steinhart trotz diverser Frostnächte, die wir hier bereits hatten.

Ich habe dann einen Teil für sechs Stunden in die Tiefkühtruhe gepackt, den anderen meiner Ernte ließ ich im Korb.



Und beide Teilmengen zeigten die gleichen Reifeprozesse, beide waren noch steinhart als ich sie vom Baum abnahm, erst nach einer Woche Lagerung bzw. Lagerung und Kurzfrosten ( ca. 6 Stunden) zeigte sich das in englischen Quellen so bezeichnete 'Bletting. Auf Einfrieren kann man also verzichten..aber vermutlich hatten die Frostnächte schon diesen Reifeprozess vorbereitet: '
Ideally, the fruit should be harvested from the tree immediately following a hard frost, which starts the bletting process by breaking down cell walls and speeding softening.'

Übersetzungen für das Wort 'bletting' gibt es offenbar nicht,   'nachreifen' trifft es wohl nicht so genau, 'to blet' heißt teigig werden.
Bildunterschrift hinzufügen
Mispeln sind schon einzigartig, die Genussreife stellt sich erst ein, wenn sie verrotten... Also in diesem überreifen, teigigen Zustand würde ich sie immer noch nicht direkt vom Baum essen wollen, aber in verfeinerter Form beginne ich zu erkennen, dass sie eine  Zimtnote haben: Ich habe zum ersten Mal Gelee davon gemacht, vorher hatte ich mal eine Tarte davon zubereitet, ohne besonders begeistert davon zu sein und daher eher oben zitierter Meinung zu sein.
Das nächste Experiment wird dann Hundsarschl-Likör sein!


Sonntag, November 04, 2012

Störfälle im Garten

Die Mispel als Formgehölz ?

Im Garten liegen Freude und Ärger häufig dicht nebeneinander, eben wie im echten Leben. Gestern musste habe ich über meinen mir teuersten Gartengefährten geärgert: meinen Ehemann. Wir hatten uns am Vorabend über die in die Breite wachsende Mispel unterhalten, die nach über zwanzig Jahren inzwischen ein Drittel des Vorgartens einnimmt.
Während ich die zunehmende chaotische Dschungelhaftigkeit unseres älter werdenden Gartens liebe, ist mein GG Anhänger der britischen Ordung und Übersichtlichkeit. Um nicht missverstanden zu werden, wir ergänzen uns sehr gut in unseren Vorstellungen über unseren Garten, es gibt immer jede Menge zu diskutieren.  Ein begrenztes Zeit- , Kraft- und Finanzbudget und gegenseitige Anerkennung für das individuelle KnowHow führen nie dazu, dass wir ernsthaft streiten müssen.
Aber diesmal ging GG zu weit: Während ich mit unserem Hund unterwegs war, harkte er auch artig die Wege, wie besprochen , aber meinte dann sofort die Idee umsetzen zu müssen, die wir mal kurz angedacht hatten: Er unternahm den Versuch unsere Mispel zu einer Art Formgehölz zu degradieren. Super!
Mispeln wachsen nun mal sparrig und eigenwillig, das macht ja mit den Reiz dieses Gehölzes aus, jedenfalls für mich. Für jemanden, der dressierte Gärten liebt, ist das Gehölz jedenfalls eigentlich nichts. Liebt mein GG etwa insgeheim solche Miniparks,und fängt jetzt (im Alter) meine wildnishaften Gartenideen zu sabotieren.? Noch fünf Jahre ist er in Rente, was dann?  Ist dieser Formschnittanfall als Sinnbild für einen Paradigmenwechsel in meinem Garten zu verstehen? Denn ich muss zugeben, dass auch mir allmählich der Garten anfängt über den Kopf zu wachsen. Das muss ich erst mal sacken lassen!
Und ich hoffe stark, dass die Mispel diesen gewaltsamen Eingriff überleben wird, schließlich haben wir Herbst, in der die Wundheilung, d.h. die Kallusbildung des Holzes eingeschränkt ist.
Mehrstämmige Linde
Ein anderer Störfall zeichnet sich an der anderen Seite des Fließes ab, das die nördliche Begrenzung des Gartens bildet. Dort wächst seit Jahrzehnten eine mehrstämmige Linde. Inzwischen hat sie alle Laubblätter abgeworfen, und ich meine zu sehen, dass einer der Stämme sich weiter in Richtung unseres Gartens neigt.



Seitlich fotografiert, ist das besser zu erkennen. Muss ich da jetzt etwas unternehmen, wen schreibe ich da an?


Auch auf meinem Hochbeet geschah Unerklärliches: Beim Abernten des ebenfalls völlig undogmatisch wachsenden Kürbisses erntete ich diese beiden Exemplare, deren merkwürdiges Wachstum ich mir überhaupt nicht erklären kann. Ihre Form ist fast ebenso eigenwillig, wie die der Mispel und der Linde ;-)
                                                

Montag, Oktober 29, 2012

In Schönheit sterben

Frost gestern
Heute morgen war's dann noch kälter als gestern, minus 6°C ist schon allerhand für den Oktober. Gestern habe ich es nicht mehr geschafft die Dahlien auszubuddeln, obwohl sie der Frost deutlich getroffen hatte. Heute sackten die mexikanischen Schönheiten unter den frostigen Temperaturen in sich zusammen. Soo schade, ich würde gerne mal sehen, wie sie sich entwickeln, wenn sie nicht jedes Jahr dieses abrupte Ende nehmen müssten. Schließlich sind sie als ausdauernde Pflanzen von der Natur geplant.
Tiefgefrostet brechen die frostschweren Blüten heute

In Mexiko war ich nie, und das weltweite Netz mit seinen vielen Images gibt  nichts her: Schade, alle ergoogelten Fotos unter dem Stichwort 'natural habitat' zeigen nur die Vielfalt der Kulturdahlien.


Also erfreue ich mich an der morbiden Schönheit absterbender Dahlien, deren Abgang durch den Raureif verzuckert wird.



Die Fotos der Astern wirken düster, etwas verfrüht -finde ich- zieht eine düstere Stimmung in den Garten...Vorboten des kommenden November mit all seinen trüben Feiertagen?


Im Vorgarten leuchtet glücklicherweise noch der goldene Mispelstrauch, deren Früchte den Frost brauchen, um die richtige Konsistenz zu erlangen. Aber die Blätter rieseln unermüdlich. Das gibt reichlich Arbeit, die Mispelblätter nutze ich nämlich immer um das Hochbeet abzudecken.


Auch bei dieser Staude muss ich unbedingt den Boden abdecken, 'Parkrondell' ist erst im Herbst gepflanzt worden. Das hatte ich schon mit ihrer Schwester 'Parkfrieden' vor zwei Jahren so gemacht, die hat dann de nletzten Winter nicht überstanden. Diese Stockrosen sind Gattungshybriden aus aus Alcea rosea x Althaea officinalis und sollen widerstandsfähiger sein als die einfachen Stockrosen, und vor allem auch ausdauernd und nicht zweijährig. Wir werden sehen....



Dieser schmalblättrige Salbei ist fast  im letzten Winter 'in Schönheit' dahingeschieden, aber wie man sieht hat er sich im Sommer dann wieder berappelt. Hoffentlich schafft er das wieder!
Sambucus nigra 'Black Lace'

Über dem Flachdach mit den verschiedenen Sedümmern... und Gräsern ging heute morgen gerade die Sonne auf, ich musste mich nicht hinlegen um das zu fotografieren, sondern nur die Kamera hochhalten.
Die letzten Rosen sind im Raureif auch immer wieder fotogen, also noch einletztes Fotos bis es vorüber ist.

Frühlingserwachen zum ersten...zum zweiten...und zum dritten?

Endlich scheint der Frühling sich entschlossen haben doch noch ins Land zu ziehen. Die öden und deprimierenden Tage und Nächte des Kah...