Montag, August 02, 2010
Seebüllchen
Wie gesagt, ich muss erst noch ein wenig vom Urlaub plaudern. Inzwischen bin ich zwar neben der mentalen Urlaubsnachbereitung auch schon dabei in meinem Garten klar Schiff zu machen, aber man kann ja dabei durchaus Bezugspunkte zum Erlebten schaffen:
Ich hätte nämlich auch gern so ein 'Seebüllchen' in meinem Garten.
Unser Urlaubsort lag unweit des Noldehauses und -gartens in Seebüll. Die farbenkräftigen Blumenaquarelle dieses Künstlers fand ich schon immer faszinierend, und so war es für mich ein Muss das unter Denkmalschutz stehende historische Noldehaus mit seiner Bilderausstellung und den Garten zu besuchen.
Im Museum war das Fotografieren natürlich nicht gestattet, dafür gab es dann aber in seinem Garten reichlich Gelegenheit dafür.
Emil Nolde ist 1867 in der Nähe von Tondern geboren und zog erst nach langem Herumreisen und vielen Wohnwechseln - wohl als er zu Geld gekommen war- nach Seebüll/Neukirchen in seine Heimat nach Nordfriesland zurück und baute sich dort auf einer Warft ein Wohngebäude mit Atelieranbau. Wie das Haus so entstand dann auch der Garten nach seinen Gestaltungsideen. Grundlage für die Anlage waren die Initialen seines Vornamens Emil und der seiner Ehefrau Ada, die im vorderen Teil des Gartens sich in der Weganlage finden. Ich habe versucht sie zu erkennen, was aber wegen der vielen hohen Sommerstauden in den Beeten nicht möglich war.
Als neugierige Gärtnerin, die ich bin, hätte ich gerne auch gewusst, wie es um die gärtnerischen Fähigkeiten dieses Künstlers steht. Seine Werke lassen auf einer tiefe Naturverbundenheit schließen, das heißt ja aber noch lange nicht, dass er vom Gärtnern 'Ahnung hatte' wie man so sagt. In dieser Quelle fand ich immerhin den Hinweis, dass er bestimmte Vorstellungen von bestimmten Pflanzen hatte, die in seinen Garten gehören (Ulmen, Obstbäume, Goldregen, Hochstamm-Rosen) und dass er sich beraten ließ, und der Garten von einem Gärtner namens Thomas Börnsen bis 1976 betreut wurde.
Heute kümmert sich eine Stiftung um den Garten, der penibel aufgeräumt ist...kein Kraut wächst dort, was nicht hingehört. Auffallend für mich waren die vielen sehr hohen Sommerstauden, durchsetzt mit raketenartig hervorschießenden Königskerzen, eingefasst mit Ringelblumen und zartvioletten einjährigen Sommerblumen, die ich noch nicht bestimmt habe.
Im Hintergrund nun mein Traum von einem Gartenhäuschen, von Nolde 'Seebüllchen' genannt, reetgedeckt und so etwas von kuschelig, das so ganz im Gegensatz zu dem -für Noldes Zeit- so avantgardistisch gebauten Wohnhaus steht.
Neben dem Staudengarten gibt es auch einen Gemüse- und Obstgarten. Den habe ich dann nicht mehr fotografiert, weil Hund und Herrchen draußen warteten, und ich die beiden nicht zu lange alleine lassen wollte.
Der Garten bzw. die Nolde Stiftung ist Bioland-Mitglied geworden...um "der Naturverbundenheit Noldes Ausdruck zu verleihen ", außerdem gibt es seit 2007 auch noch die Möglichkeit mit Biosiegel Pflanzen, Setzlinge und Samen aus der NoldeGartenStiftungsGärtnerei zu erwerben.
Und das habe ich dann natürlich auch getan und mir einen Setzling Thitonia rotundifolia mitgebracht.
Habe ich die Blüten dieser Pflanze eigentlich schon jemals auf einem von Noldes Aquarellen und Gemälden sehen können? Vielleicht weiß da ja einer meiner Leser mehr, ob Nolde die überhaupt jemals gemalt hat??
Mit dieser beeindruckenden Blütenpflanze begann übrigens vor inzwischen fast 4 Jahren meine Bloggerei...
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Den Baustil des Wohnhauses finde ich ein wenig kühl und eigenwillig. Aber so ein 'Seebüllchen' hat was. Schön ist auch der Staudengarten. Danke für diesen feinen Urlausbericht.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße von Monré
Tithonia rotundifolia?
AntwortenLöschenDieser lateinische Name hat gleich mein Interesse geweckt, nachgeschaut und Die Blume ist hier bekannt, unter dem Namen, Mexanische Sonnenblume, einjährig. Mal sehen ob ich Samen hier bekomen kann.
Danke für den herrlichen Ausflug, die Gärten und Information.
Gisela
Stimmt, bei Deinem Blog habe ich es immer noch nicht geschafft bis zu den Anfängen vorzudringen, obwohl sich in der Vergangenheit bestimmt auch noch sehr interessante Beiträge befinden. Aber sie bleiben ja hoffentlich auch noch länger zum Nachlesen erhalten ...
AntwortenLöschenDa habe ich im Laufe meines Lebens nun schon über ein Jahr auf Amrum verbracht, und habe es gerade mal in den 3 Wochen Sommerurlaub nach Hooge, Föhr, Sylt, Husum und Friedrichsstadt gebracht. Gut, noch ein Abstecher zum Niebüller Bahnhof auf dem Weg nach Sylt und einige Stunden in Dagebüll. Wie schön, dass es Blogs gibt, die mir auf so persönliche Weise zeigen, was ich bisher verpasst habe :-)
LG Silke
Obwohl Herr Nolde zu meinen Lieblingskünstlern zählt, habe ich es noch nie geschafft nach Seebüll zu kommen. Dafür habe ich vor nichlanger Zeit eine wunderbare Noldeausstellung in Bielefeld besuchen können.
AntwortenLöschenNun zum Holz, ich bearbeite das Holz mit unterschiedlichenn Beizen auf der drehenden Maschine und poliere es mit einer Ballenmattierung auf.
Dann noch viel Freude im Sommergarten.
Gruss Hartmut
Das Seebüllchen ist doch ein recht stattliches "Gartenhaus" und hat den Diminutiv eigentlich gar nicht "verdient". Aber wahrscheinlich hat sich Nolde dort wirklich sehr wohl gefühlt, dass er es so nennt. Ein wunderschöner Garten mit vielen warmen Farben! Danke für deinen Bericht!
AntwortenLöschenLieben Gruss,
Barbara
@Monré: Ja , das Wohnhaus passt irgendwie nicht recht in die Landschaft..wie ich gelesen habe, war das bewusst so von ihm geplant. Es wird vermutet, dass er sich von dem in den Zwanziger Jahren entstandenem 'Bauhausstil' hat anregen lassen.
AntwortenLöschen@Gisela: Herumgoogeln wäre überflüssig gewesen, wenn du die farbigen Wörter angeklickt hättest und dir beispielsweise meinen ersten Blogeintrag zur Tithonie durchgelesen hättest.
@Silke: Na, das ist dann doch een bisken ville -wie man hier in Berlin sagt- wer liest schon allen 'alten' Blogeinträge? Aber meinen ersten kann man lesen, wenn man die farbig markierten Wörter anklickt.
Da du ja offenbar die Nordsee liebst und oft hinfährst, kann ich dir Seebüll für einen Ausflug unbedingt empfehlen, es gibt dort auch ein ausgezeichnetes Restaurant.http://www.nolde-stiftung.de/index.php?seid=26&LANG=EN
@Die drehende Maschine nennt man wohl 'Drechselmaschine' Mein Vater hat das ebenfalls vor langer Zeit mal zu seinem Hobby auserkoren. Dabei sind auch Kerzenständer entstanden. Wenn ich mich recht erinnere waren die aus Teakholz, er hatte damals aus sich auflösenden Molkereien alte Butterfässer aus Teakholz erstanden.
@Barbara: Stimmt, für ein Gartenhaus ziemlich groß, ebenso wie sein Wohn- und Atelierhaus...aber immerhin war er zu der Zeit als die Anlage entstanden ist ein etablierter Künstler.
LG
Sisah