Sonntag, Mai 17, 2015

Was mach ich nur mit meinem Flieder?

Hier im Osten der Republik und noch östlicher ist Flieder eines der Gehölze, das man noch in sehr vielen Gärten findet, sicherlich weil er so pflegeleicht und robust ist. Er ist so hart, dass er alle harten kontinentalen Winter übersteht, was man auch daran erkennt, dass er überall auf den Ruderalflächen in und um Berlin verwildert wächst. Der Strauß unten stammt auch nicht aus meinem Garten, sondern vom S-Bahn-Damm!

Komm lieber Mai und mache...
Flieder Syrina meyeri 'Palibin' vor drei Jahren
Da ich dieses altmodische Gehölz mag, nicht nur wegen seiner Winterhärte, sind natürlich etliche Sorten in meinem Garten gelandet, die sich auch jeden Mai in meinem Blog wiederfinden. Seit letztem Jahr macht mir mein Lieblingsflieder Syringa meyeri 'Palibin'  Sorgen, war er doch in den Anfangsjahren ein wunderbar wachsender, kugliger Busch mit stets voller Blüte. Inzwischen wächst er sparrig,  die kuglige Form ist dahin. Aus diesem Grunde habe ich in nach der letzten Blüte buchgemäß beschnitten, d.h. einige alte Äste herausgenommen. Das hatte zur Folge, dass er  .










in diesem Jahr noch staksiger aussieht und auseinanderfällt.
Und auch der Habitus der anderen beiden Sorten, die an der Grenze zum Nachbarn wachsen, gefällt mir nicht. Die Blüte durchaus, aber der Wuchs ist zu hoch, die Sträucher sehen eher aus wie Bäume denn als Büsche.

Syringa meyeri 'Palibin' wird zu hoch und fällt auseinander
Daraufhin habe ich auf einer meiner Hunde-Radtouren mal aufmerksamer in anderer Leute Garten geschaut und mir die wild wachsenden Flieder am Bahndamm angesehen.


Es gibt hier glücklicherweise noch viele alte Fliederexemplare, die noch nicht ausgetauscht worden sind gegen Lorbeerhecke und Co. Manche wachsen tatsächlich wie Bäume und haben richtige Stämme, die meistens einen interessanten Drehwuchs haben. Der obige ist noch nicht mal der älteste, den ich gesehen habe, aber ich kam mir ein wenig doof vor meine Kamera in anderer Menschen Garten zu halten, deshalb gibt es nur dieses eine Foto.


Auch nicht gerade ein Top-Habitus, wie ich ihn mir wünsche


Schön fand ich die Hecken, die ich in einer Gartenkolonie in der Nähe entdeckte, die überhaupt nicht sparrig aussahen, und bei denen ich feststellte, dass sie offenbar wie jede x-beliebige Hecke geschnitten werden.



Aber es gab auch den ordinären Syringa vulgaris als Solitär auf einer Ruderalfläche, ungeschnitten und doch wunderschön voll und rundlich, wie ich es mir beim Flieder wünsche.
Woran liegt es nun wie ein Flieder wächst, am Schnitt oder an der Züchtersorte? Ich weiß es immer noch nicht, und habe es auch noch nicht durch den Blick in fremder Menschen Gärten herausgefunden. Nach den Erfahrungen mit meinem 'Palibin'  bisher hatte ich es immer an der Sorte festgemacht, dass er so schön kugelig wuchs...aber jetzt...?
Vielleicht muss ich doch mal nach einem Spezialisten suchen, um ihn zu befragen, ob ich den Palibin zur Kugel schneiden kann, oder radikal kürzen soll und nicht nur einige alte Äste herausschneiden?

Übrigens:
Im Grünen Anzeiger kann man momentan  einen aus dem Russischen übersetzten Artikel über dieses Gehölz lesen, dass eben wegen ausgezeichneter Winterhärte auch in Russland kultiviert und gezüchtet wurde. Die Züchtungsarbeiten des Leonid Kolesnikows, der wohl zu Sowjetzeiten der Fliederzüchter war, werden dort ausführlich beschrieben.
Die  Sorten ( ohne Foto) mit Namen und Beschreibungen wie....'Moskauer Morgen' ...ist dank des silbernen Schimmers besonders im Morgenlicht sehr beeindruckend....oder...sanft duftende Sorte mit kugelförmigen Pompomblüten, die voll erblüht den zarten Blumen der Seerosen gleichen....dann aber prosaisch 'Kosmomolzin' genannt, lassen mich aufhorchen und im Netz nach Fotos und Baumschulenangeboten suchen.
Aber denkste, da gibt es offenbar keinen Austausch mit den Hortophilen des Ostens...leider...Wir wenden den Blick immer noch gen Westen , insbesondere ins Gartenland Großbritannien.
Nachtrag:
Doch hier habe ich etwas gefunden:  http://fliedertraum.de/raritaeten/russische-raritaeten/flieder-syringa-pamjat-o-kolesnikowe

7 Kommentare:

  1. Also mein weißer Flieder im Vorgarten in BS, der nun schon um die 30 Jahre auf dem Buckel haben müsste, lässt sich ganz gut je nach Lust und Laune auf 3 bis 4,5m in der Höhe und ca. 2,5m Breite halten. Zwar mag ich es nicht kugelig, aber ab Vorgarten-Heckenhöhe bekomme ich ihn recht kompakt. Wenn die Form einigermaßen stimmt, nehme ich nur die verblühten Rispen Ende Mai/Anfang Juni raus. Dann blüht er meist im Folgejahr traumhaft schön und üppig. Und wenn ich seiner Wuchsfreude mal wieder etwas mehr Einhalt gebieten muss, dann schneide ich 1/3 der Äste ziemlich weit an die Hauptstämme zurück. 1/3 kürze ich so um die 30 bis 60cm ein und bei dem Rest entferne ich nur die Blütenrispen. Im Folgejahr blüht er zwar nicht mehr so üppig, aber er begrünt von innen wieder und bleibt dadurch kompakter. Seit einigen Jahren bin ich dort im Vorgarten mit dem Ergebnis recht zufrieden.
    Nur da neben ihm im Süden ein großer alter Wachholder aus den End-70ern steht, beeinflusst der natürlich auch immer den Wuchs des Flieders. Das Zusammenspiel ist dann wieder abhängig von meiner Garten-Kondition - und daher von Jahr zu Jahr auch mal sehr unterschiedlich …
    LG Silke

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    1. Genau, das hatte ich auch mit diesem sogenannten Zwergflieder gemacht:verblühte Rispen abgeschniiten, alte Äste rausgenommen...aber die alte kuglige kompakte Form hat sich aufgelöst. Deshalb tendiere ich inzwischen nach dem Durchlesen euer Empfehlungen auch zur brutalen Variante die auch bei 'Rose de Resht' angewandt habe...den radikalen 'Heckenschnitt'.
      LG
      Sisah

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  2. Liebe Sisah,

    oh ja, die russischen Sorten sind üppig und lassen an die Grandezza des Zarenhofes denken.

    Was ich beim Schnitt von Flieder beorbachtet habe: Das Herausnehmen einzelner Triebe an der Basis - sonst mein favorisiertes Vorgehen bei vielen Sträuchern - macht den Wuchs unausgewogen. Der Flieder mag komplett gekappt werden. Und zwar wirklich niedrig kugelig. Manchmal liest man, man solle in zwei Etappen vorgehen, damit man in einem Jahr nicht ganz auf die Blüte verzichten müsse. Das würde ich nicht empfehlen. Wir waren zumindest nicht 'feinfühlig-professionell' genug, es hinzubekommen. Ein halbsparriger Strauch ist immer noch sparrig und macht keinen Spaß.
    Ich kann viel besser damit umgehen, auf einen kurzen Igel zu schauen, wohlwissend, dass es bald so richtig abgeht. In Jahr zwei kann man dann schauen, ob man in Sachen Kugel-Formschnitt noch weitere Verzweigungspunkte setzen muss.
    Übrigens schneiden wir unsere Flieder aber so, dass sie hoch und schmal bleiben, da sie am Durchgang wachsen. Üppig buschig wäre da geradezu behindernd.

    Beste Grüße!

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  3. Ja, dass man Flieder auf Kosten von Blüten beschneiden kann, ist mir durchaus bewusst....aber gilt das auch für diesen sogenannten Zwergflieder? Reagiert jede Sorte gleich auf Schnitt?
    LG
    Sisah

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  4. Du triffst den Nagel auf den Kopf: 'Ein halbsparriger Strauch ist immer noch sparrig und macht keinen Spaß.'
    Ich warte gerne auf die Blüte zwei oder auch drei Jahre, wenn ich durch einen radikalen Schnitt wieder einen kompakten Wuchs erzielen kann. Danke für deine Ausführungen. Ich werde das dann nach der Blüte mal angehen.
    LG
    Sisah

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  5. Sehr interessant. Unser Flieder ist noch total jung, wir haben ihn erst das zweite Jahr. Ich bin schon froh, dass er überhaupt gewachsen ist und geblüht hat. Über den Wuchs kann ich daher noch eher wenig berichten. Aber vielen Dank für den Hinweis mit dem Schnitt, ich möchte nämlich auch nicht, dass der Busch nur sparig allein wächst.

    lg kathrin

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  6. Ich habe leider keinen Flieder im Garten, aber ich habe schon oft gelesen, dass es nicht leicht ist, es ihm recht zu machen. Schneidet man zuviel, blüht er nicht mehr, schneidet man zuwenig, wird er sparrig. Wenn man sie lässt, werden es ja riesige Sträucher, sowohl in der Breite als auch in der Höhe. Vielleicht ist ein einfacher Heckenschnitt wie in dem Schrebergarten die beste Lösung?
    VG
    Elke

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