Sonntag, November 25, 2007

Aussaatexperimente

Potsdam Sanssouci
Wenn ich spazierengehe, habe ich immer den Jäger- und Sammlerinnenblick, ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht.Wenn ich recht überlege , ist das wohl ein Relikt aus meiner Kinderzeit, in der ich ausgiebig durch Wald und Felder streifen durfte , Pflanzen sammelte, tote Tiere zum Entsetzen meiner Eltern anschleppte und Höhlen baute. Wir hatten viel Freiheit...ich erinnere mich gern an mein Indianderinnendasein.
Gestern war ich allerdings nicht in Wald und Flur unterwegs, sondern in der Kulturlandschaft der Potsdamer Gärten und Parks, die einen überaus reichen, alten Baumbestand vorweist, und dort recht ungewöhnliche Bäume zeigt. Inzwischen ist dort leider fast wie zu DDR-Zeiten eigentlich alles verboten : Rad fahren, Eis laufen, Baden, Hunde ohne Leine, Wege verlassen, Musik machen.......Sheriffs sind unterwegs , die ihrem wohl schon in früher Kindheit aufgeprägten Kontrollzwang nachgehen dürfen und gehorsam ihrem Land dienen, indem sie in blauer Uniform mit Schäferhund palavernd auf und ab gehen. Ich gestehe,ich habe ein paar heruntergefallene Nüsse und Früchte aufgesammelt habe und in der Jackentasche verschwinden lassen. Hoffentlich liest keiner mit...
Potsdamer Nuss
So habe ich diese Nüsse als 'Carya cordiformis' gesammelt und bestimmt bestimmt, bin mir allerdings nicht sicher.
Außerdem habe ich Früchte dieses wunderschönen Baumes gefunden:
Davidia involucrataDavidia involucrata

Das ist ein Taschentuchbaum, 'Davidia involucrata', (die Fotos stammen noch aus Baden-Baden, wo ich das Glück hatte, ihn mal in voller Blüte zu erleben). Jetzt habe ich also auch ein paar Früchte dieses legendären Baumes gefunden und will eines meiner Aussaatexperimente starten, die manchmal klappen oder häufig aber eben auch nicht. Die Früchte/Samen dieses Baumes scheinen zur eher schwierigen Keimfraktion zu gehören: ich habe mich durch ein paar Seiten des Netzes gegoogelt, aber auch Bücher zu Rate gezogen:Davidia

Im englischenBuch fand ich die Aussage, dass Davidia zur Sorte der Pflanzen gehört, deren Samen in "double dormancy" ( doppelte Keimruhe) fallen und "two-step germinators " ( Zwei-Stufen-Keimer) sind. Ich versuch´s mal verkürzt zu erklären: Das bedeutet, dass es eine Ruhephase zwischen dem Erscheinen der Keimwurzel und der Entwicklung der Keimblätter gibt. Die Fachbezeichnung dafür ist "hypogäische Keimung". Wer mehr dazu wissen will, muss hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Keimung
Laut diesem Buch sollte man den frisch gereinigten Samen etwa 90 Tage also erst feucht-warm
aufbewahren ( also in Erde ?) bis die Keimwurzel erscheint und dann 90 Tage eingetopft kühlen.
Wie man auf meinen Fotos sieht sieht, habe ich mich daran gemacht das mürbe Fruchtfleisch abzuschälen. Den harten Kern habe ich dann in Aussaaterde gelegt und den Topf in die Nähe der Heizung gestellt. Jetzt muss ich also bis Ende Februar warten, dann geht´s weiter.

12 Kommentare:

  1. Anonym1:31 PM

    Also, wenn dir die Aussat des Taschentuchbaumes gelingen sollte, dann gehöre ich zu denjenigen, die dich ganz fest beneiden. Ich finde diesen Baum unheimlich schön, er ist aber leider auch sehr teuer, wenn man ihn kaufen will. Ausserdem sollen Jahre vergehen bis zur ersten Blüte. Ich habe ihn erst einmal in natura gesehen und zwar bei einer Gartenbesichtigung. Damals zeigte er die unzähligen Blüten, die wie kleine winkendeTaschentücher an den Aesten hingen. Ich war hin und weg. Dieses schöne Bild vergesse ich nie!
    Liebe Grüsse,
    Barbara

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  2. Sehr spannend, Sisah. Ich bin schon neugierig, ob aus deinen gesammelten Schätzen tatsächlich irgendwann mal Bäumchen werden. Ich gestehe, dass ich diese Geduld wahrscheinlich nicht aufbringen würde.
    Das mit den Einschränkungen in den Parks kenne ich auch aus Wien. Da gab's heuer zum ersten Mal Parksheriffs mit Trillerpfeife. Man wurde schon vom Rasen gepfiffen, wenn man sich nur mit der Kamera an einen Rosenstrauch anpirschte. Letztes Jahr war im selben Park noch Liegen im Rasen, Picknicken und Sonnenbaden erlaubt. Keine schöne Entwicklung.
    Liebe Grüße, Margit

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  3. Anonym6:18 PM

    Ich fürchte, das ist nur etwas für Leute mit viel Geduld und ich gestehe, dazu gehöre ich nicht. Sag mal, ist das in Potsdam mit den "Sheriffs" wirklich so schlimm? Wenn du Nüsse aufsammelst, sollte das doch wirklich keinen stören. Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem "Tempo"-Baum ;-))
    Liebe Grüße
    Elke

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  4. Na da bin ich mal gespannt ob das was wird. Mir fehlt für solche Experimente auch die Geduld, in dieser Hinsicht bin ich eine schlechte Gärtnerin

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  5. Ach ja, der Taschentuchbaum! Den hatten wir im vorletzten Jahr an der Tierhochschule im Arboretum auch gesehen. Und eigentlich wollte ich noch einen geeigneten Platz im Garten für ihn suchen ...
    Aber bis zu Deinem Post hatte ich es dann doch vergessen, da wir uns seitdem mehr mit der Jagd auf Rosen beschäftigt haben.
    Schön, dass Du Dich trotz der Park-Sheriffs getraut hast die Früchte zu sammeln, und ich wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinem Aussaat-Experiment!
    Das Sammeln von Saat und Pflanzen kenne ich auch schon seit Kindertagen. Und auch der arme Wolfgang musste schon in unseren ersten gemeinsamen Wochen erfahren, was es heißt mit einer Gartenbegeisterten zu verreisen. Denn unser Italien-Urlaub bestand für mich unter anderem aus Saat sammeln. Zum Beispiel interessierten mich im Circus Maximus in Rom weniger die alten Steine sondern eher die Wildblumen an den Ruinen-Steinen.
    Das kommt wohl davon, wenn man als Kind durch Wald & Flur toben darf...
    Ich wünsche Dir eine schöne aWoche.
    Liebe Grüße
    Silke

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  6. @Barbara: Der Taschentuchbaum hat wohl schon immer Menschen in seinen Bann gezogen, ich habe ihn erst dieses Jahr zum ersten Mal in voller Blüte erleben und fotografieren können: in der Lichtenthaler Allee in Baden-Baden stehen mehrere. Fantastisch. Dass in den Potsdamer Gärten einer steht, wusste ich nicht, der ist allerdings auch noch nicht allzu alt. Wie ich jetzt gelesen habe, scheint das auch einen Umterschied zu machen, ob man Samen von jungen oder alten Bäumen nimmt...und da ältere besser seinsollen, wirdmein Experiment wohl eines meiner erfolglosen werden.
    @Margit+Elke: Das Ergebnis eines Experiments ist halt unsicher, ich zähle mich auch nicht zu den geduldigen Gärtnerinnen, aber das läuft ja so nebenher, ich muss halt nur aufpassen, dass die Töpfe nicht austrocknen.
    Interessant, dass in Wien ebenso rigoros verfahren wird. Was ich davon halten soll, kann ich noch nicht so recht einordnen. Die Potsdamer Methoden kannte ich schon von einem Besuch direkt nach der Wende, als mein damals kleiner Sohn auf den Rasen lief und sofort zurechtgewiesen wurde, in einem Ton, den ich als DDR-typisch empfand. Dann war eine lange Zeit der Permissivität ...... den inzwischen wieder eingerichteten Schilderwald plus Sheriffs empfinde ich als einen Rückfall in alte Traditionen.
    @Lis: Meine Keim-und Aussaattexperimente sind mehr spielerisch zu verstehen, als dass ich sie ergebnisorientiert plane, dazu brauche ich keine Geduld, die ich nicht unbedingt habe.
    @Silke: Genau, das sind verspielte Überbleibsel aus der Kindheit, mein Mann kennt das auch schon, dass ich umhersuche und sammle. Was ist aus den Circus maximus Samen geworden?

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  7. Hallo Sisah, wenn Du mal nach München kommst, da steht auch ein schöner, alter Taschentuchbaum im Botanischen Garten, ich zeige ihn Dir gerne, wenn Du Dich mal in die bayerische Landeshauptstadt verläufst.
    Hast Du mehrere Kerne, oder nur den einen gezeigten. Ich würde sonst mehrere Varianten empfehlen, die, die Du sowieso ausprobierst. Einen in einen mit wenig Wasser angereicherten Plastikbeutel legen und auf die Heizung legen. Avocados, die wohl ähnliche Keimbedingungen haben, hält man auch gerne mit Zahnstochern fest und stellt sie so mit einem fünftel Anteil in ein Glas Wasser.
    Wenn es nicht klappt, sage Bescheid, dann versuche ich nächsten Herbst in den Bot.G. zu kommen und für Dich Samen zu mopsen. Habe ich mopsen geschrieben, ja, natürlich, Du weißt doch, geklaut, keimt am besten.grins.
    Lieber Gruß vom Wurzerl

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  8. Die Taschentuchbaumblüten sehen ja toll aus, ich hab da noch keinen in der Blüte gesehen :-)
    Wenn die Samen sehr hartschalig sind, dann tut man die glaub ich erst mal paar Monate einsanden, also in erdfeuchten Sand einschlagen - und dann erst aussäen ...

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  9. Anonym3:47 PM

    Taschentuchbaum Davidia involucrata, bei uns als dove tree bekannt, ist recht selten zufinden. Im PlantExplorers.com heisst es, dass Saatkeimlinge sehr schnell wachsen und der baum in 10 Jahren Blüten tragen kann.
    Bitte um updates..

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  10. @Wurzerl:Ich werde auf Dein Angebot zurückkommen, wenn ich mich tatsächlich mal so weit in den Süden der Republik vorwagen sollte ;-) Wie alt ist denn der Baum im dortigen BoGa? Die Geschichten alter Bäume ist sehr spannend, zumal wenn es sich um solche exotischen Arten wie den Taschentuchbaum handelt.
    Ich habe vier "Taschentuchbaumäpfelchen" eines relativ jungen BAumes, die ich tatsächlich unterschiedlich behandeln werde, zumal ich in einer jüngeren Quelle gelesen habe, dass man sie gar nicht vom Fruchtfleisch befreien soll, sondern "the entire fruit" pflanzen soll. Nachzulesen hier: http://www.plantexplorers.com/articles/davidia-involucrata.htm
    Wurzerl, bring Dich nicht in Gefahr beim "Mopsen", das ist in BoGas noch verbotener als überhaupt :-)))
    @Thomas: Wieso wird eigentlich immer Sand zur Stratifikation verwendet, ist Aussaaterde dann das falsche Substrat?
    @guild_rez:Erst mal muss der Kern überhaupt keimen, bis zum Sämling vergehen im besten Fall zwei Jahre...ob ich dann noch bloggen werde? Den von Dir angegebenen Link habe ich dann auch inzwischen entdeckt und werde den dortigen Hinweis -die gesamte Frucht in Sand (?) zu stecken- befolgen. Ich hatte auch bereits eine weitere Seite mit Fotos frisch gekeimter Sämlinge gefunden , die ich blöderweise nicht als Lesezeichen gespeichert habe und jetzt weiter herumsuche....also falls sie jemand findet, bitte Bescheid sagen!

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  11. Siehste, für Dich würde ich mich jetzt glatt in diese Gefahr begeben, damit Du einen Oldie-Samen hast!
    Wünsche Dir ein schönes Adventwochenende Wurzerl

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  12. Von der Saat ist nicht mehr als diese Geschichte übrig geblieben. Schon damals war mein Vorgarten so voll, dass die Saat wohl keine Chancen hatte. Aber ich glaube die Erinnerung daran hält ewig...

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