Sonntag, Januar 01, 2012

Pflanzenkultour im Botanischen Garten


Wünsche zum neuen Jahr

Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit
Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid
Ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass
Ein bisschen mehr Wahrheit - das wäre was

Statt so viel Unrast ein bisschen mehr Ruh

Statt immer nur Ich ein bisschen mehr Du
Statt Angst und Hemmung ein bisschen mehr Mut
Und Kraft zum Handeln - das wäre gut

In Trübsal und Dunkel ein bisschen mehr Licht

Kein quälend Verlangen, ein bisschen Verzicht
Und viel mehr Blumen, solange es geht
Nicht erst an Gräbern - da blühn sie zu spät

Ziel sei der Friede des Herzens

Besseres weiß ich nicht

Gedicht zum neuen Jahr aus "Mein Lied" von Peter Rosegger
 
Das neue Jahr begann literarisch-botanisch : Wir nahmen an einem von der Diplom-Biologin Rosemarie Gebauer geführten Spaziergang durch den Botanischen Garten Berlins teil.

Der Jahresanfang zeigte sich 2012 ohne Schnee bei vorfrühlingshaften Temperaturen von 9 °C; aus einem anfänglichen Nieselregen entwickelte sich dann im Laufe der Zeit ein echter Regen mit dicken Tropfen. Frau Gebauer führte uns zwar in geschützte Ecken des Botanischen Gartens um die ausgewählten Gedichte von Kästner, Tucholsky und Fontane vorzutragen, dennoch kroch beim Zuhören die Kälte in die Glieder . Ein Glühwein wäre wirklich nicht schlecht gewesen.

Diplom-Biologin Frau Gebauer

Oder vielleicht noch besser ein Zaubertrank aus den Misteln, die Frau Gebauer uns an diesem Zierapfelbaum präsentierte, und uns Botanisches und Kulturhistorisches berichtete. Mich wunderte bei diesem Mistelexemplar, dass es sich am Baumstamm entwickelt hatte und nicht wie die meisten ganz oben in der Baumkrone. Übrigens habe ich beim Googeln nach den Inhaltsstoffen und der Wirkung des Druidentrunks nichts herausgefunden, wohl aber dass Hildegard von Bingen einen Mistelsud gegen erfrorene Gliedmaßen einsetzte...vielleicht eine  Empfehlung für eine Führung bei Minustemperaturen.



Erich Kästner

Der Januar

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.
Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Man steht am Fenster und wird langsam alt.
Die Amseln frieren.
Und die Krähen darben.
Und auch der Mensch hat seine liebe Not.
Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.
Die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben.
Und wär so gerne gelb und blau und rot.
Umringt von Kindern wie der Rattenfänger,
tanzt auf dem Eise stolz der Januar.
Der Bussard zieht die Kreise eng und enger.
Es heißt, die Tage würden wieder länger.
Man merkt es nicht. Und es ist trotzdem wahr.
Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern.
Und niemand hält sie auf und fordert Zoll.
Silvester hörte man’s auf allen Sendern,
dass sich auch unterm Himmel manches ändern
und, außer uns, viel besser werden soll.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und ist doch hunderttausend Jahre alt.
Es träumt von Frieden. Oder träumt’s vom Krieg?
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.

Erdbeerbaum in Blüte
Nach Gedichten von Kästner, Tucholsky und Fontane ging es dann ans Mittelmeer (-Haus), wo die Temperaturen sich allerdings nicht wesentlich von denen außen unterschieden, aber innen war es trocken und man konnte den Mittelmeerfrühling riechen und sehen. Der Erdbeerbaum ' Arbutus unedo' blühte und wir erfuhren, dass der lateinische Namen Programm ist: man isst die erdbeerähnliche Frucht nur einmal.



Akazienblüte


Die verschiedenen Akazienarten standen in voller Blüte. Hier erfuhren wir etwas über atavistische Blattformen bei bestimmten Akazienarten. Unter einem Atavismus versteht man ein Merkmal, dass entwicklungsgeschichtlich als 'überholt' gilt und plötzlich wieder auftritt. Im Falle der Akazie treten dann plötzlich am Baum gleichzeitig gefiederte Blätter zusammen mit einfachen auf.
Entlassen wurden wir dann bei den Kamelien  ( Camellia sinensis !) in einem anderen der Gewächshäuser, wo uns dann das sicher bereits allen bekannte Rezept für ein heiteres Jahr verteilt wurde. Die Zutaten für diesen Tee stammen von Goethes Mutter Catharina Elisabeth.

Rundum war das ein besinnlicher Jahresbeginn, und ich werde 2012 sicher an weiteren Pflanzenkultouren mit Frau Gebauer teilnehmen. Die Themen der Vorschau hören sich sehr spannend an!
Hier noch der Link zu ihrer persönlichen Webseite: http://pflanzenkultouren.de

3 Kommentare:

  1. Das klingt nach einem wirklich schönen Jahresbeginn! Wünsche dir und deinen Lieben alles Gute für 2012 und freu mich jetzt schon auf viele interessante lehrreiche Posts von dir. Immer wieder schön hier! Liebe Grüße, ANke

    AntwortenLöschen
  2. This was fun to read, but I'm grateful to have missed the Kalt bis ins Knochen ;~)

    AntwortenLöschen
  3. @Alisavon: Herzlichen Dank für deine freundlichen Worte und die Neujahrswüsche! Auch Dir ein gesundes , neues Jahr ! Ich freue mich über jeden deiner Besuch in meinem virtuellen Garten! Bis bald!
    Sisah
    @Diana: A bit of 'Kälte in den Knochen' keeps your immune system trained ;-))
    Viele Grüße
    Sisah

    AntwortenLöschen

Frühlingserwachen zum ersten...zum zweiten...und zum dritten?

Endlich scheint der Frühling sich entschlossen haben doch noch ins Land zu ziehen. Die öden und deprimierenden Tage und Nächte des Kah...