"Neue Knospen keimen. Das Leben gehört den Lebendigen an, und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein"Johann Wolfgang von Goethe
Wie recht er hatte der Johann Wolfgang! Gestern war noch Schnee, nach drei Tagen Tauwetter, Sturm und Regen scheint alles schon vergessen , und ich kann die ersten Schneeglöckchentriebe in meinem Garten sehen.
Bevor das Tauwetter einsetzte, hatte ich noch bei Schnee im Karl-Foerster Garten in Bornim vorbeigeschaut.
Am Montag verschlug es mich nämlich nach Potsdam; einer meiner Schüler macht sein Betriebspraktikum beim rbb in Potsdam, den ich aufsuchen musste.
Da ich gegen Mittag blitzschnell über die Avus Potsdam erreichen konnte , machte ich vor meinem Termin eine Stippvisite in Bornim. Schließlich hatte ich den KF-Garten noch nie im ausgehenden Winter gesehen. Außerdem ein Grund um mal nachzusehen, ob im Foerster-Garten tatsächlich durchgeblüht wird.
Und am Montag lag noch Schnee. An der Eingangspforte wurde man gewarnt, dass die Wege nicht gestreut sind. Sie waren noch nicht einmal gefegt, man konnte jeden Fußstapfen sehen und da waren auch im tiefsten Winter einige Spuren , die bewiesen, dass der Garten auch im Winter Besucher hat.
Das Wort zum Winter von KF :
"Unsere bisherige Haltung zum Phänomen Winter ist erstaunlich unzureichend und empfindungsarm'"
Was er damit wohl meint?
" Kommen werde Zeiten, in denen auch für alle die Menschen, die am stärksten mit Winterleiden belastet sind, diese Lasten auf ihr absolut unvermeidbares Gewicht herabgedrückt sind."
Als er das schrieb , war Foersters Garten in Bornim bereits vierzig Jahre alt. Dieses Jahr wird der Garten 101 Jahre alt.
Und.... hat sich verwirklicht, was KF voraussah, dass ' Zu den anschaulichen Zeichen einer solchen Lebensverwandlung (wird) in der Zukunft' ein neuer Zustand der Gärten, Anlagen und Siedlungen gehören wird , in denen sich der Reichtum winterlicher Schönheitsfeste großer, mittelgroßer und kleiner Gehölze auftun wird ' ?
Der Steingarten hinter dem Wohnhaus mit seinen Rüdersdorfer Steinbrocken motiviert mich jedenfalls nicht unbedingt zu inneren winterlichen Schönheitsfesten.
Eher erinnerte mich dieser Winkel 'des Steingartens der sieben Jahreszeiten' an die bevorzugten Spielorte meiner Kindheit.Wir wohnten in den Sechzigern in der Nähe eines Waldes, man kann es sich heute gar nicht vorstellen, aber damals ließen die Mütter ihre Kinder stundenlang im Wald spielen.
Wir bauten uns hier unsere Königsschlösser samt Thron aus aus abgestorbenen Baumstämmen, fingen in Tümpeln Molche.....und laden nicht diese (weichgezeichneten) Gräserbüschel unter 'dunklem Tann' auch im Winter zum Träumen vom kommenden Frühling oder alten Zeiten ein?
Adiantum venustum ( Venushaarfarn) |
Der Frühlingsweg hatte noch überhaupt nichts Frühlingshaftes, nur Helleborus foetidus ( Stinkender Nieswurz) mit seinen Blütenständen ließ wenigstens ein wenig vom Frühling erahnen.
Unter dem alten zurechtgestutzten Juniperus chin. ( Chinesischer Wacholder) am Anfang des Weges findet sich trotz des Schnees jede Menge Grün eines Farns, der bildhübsch ist
. " Wer sich auf die edlen Gartenfarne einläßt, ärgert sich, daß er dies nicht schon zehn, zwanzig Jahre früher getan hat....Wir werden selber nicht alt genug, um voll zu ermessen, wie alt diese vornehmen grünen Lebensgestalten mit uns werden wollen..'
Wenn KF damit meinte, dass Farne lange brauchen, um sich zu entwickeln, dann kann ich das nur bestätigen. Ich habe den bodenbedeckenden Venushaarfarn vor mindestens fünf Jahren in meinen Garten gepflanzt , und er bedeckt inzwischen gerade mal eine Fläche in der Größe eines DIN-A 4 Blatts.
Um diesen Strauch rankte sich eine Girlande aus mit Draht befestigten Wachholderästen. Das wird wohl eine Art Winterschutz sein, wenn ich mich recht erinnere rankte dort im Sommer eine blühende
Ipomoea ( Prunkwinde). Meinen die wirklich, dass die auf diese Art und Weise überleben wird? Oder ist das nur eine Art Sonnenschutz für die Rinde des alten Viburnums ( einer Schneeballart)??
Wie lange wird die lange Buchsbaumhecke wohl so gesund ausssehen, weder Pilz noch Zünsler....?
Und zur Beantwortung meiner eingangs gestellten Frage: Ja , in Karl Foersters Garten wird durchgeblüht. An der Westseite seines Hauses wächst Winterjasmin, dessen Blüten zwar noch erkennbar waren, aber sichtlich mitgenommen von den vorangegangenen frostigen Tagen.
In einer grünen Ecke des Gartens fand ich dann eine Hamamelis ( Zaubernuss), die durch die Hecke hervorstibitzte. Ehrlich gesagt, sah die in meinen Augen sehr unglücklich dort aus. ...ähnlich wie in meinem Garten.I ch hatte versucht die mal anzusiedeln, aber die wuchs eher rückwärts und wurde nie recht heimisch.