Sonntag, Oktober 28, 2007

Disneyland für Gärtner

Parterre



Wenn man als Gartenvernarrte verreist, ist man natürlich gespannt, was das Reiseziel gärtnerisch zu bieten hatte, zumal, wenn es sich um ein Land aus dem ehemaligen Ostblock handelt, das ja für die meisten unerforschtes Gebiet ist. Gartenzeitschriften berichten ja selten bis gar nicht über Gärten in diesen Ländern.
Vor Jahren haben wir uns mal über Pfingsten das Arboretum und den Fliedergarten in Kornik bei Posen angesehen, so dass ich wusste, dass es in unserem Nachbarland durchaus Sehenswertes zu entdecken gibt. Nur das hatte ich nun nicht in Polen erwartet, als ich durch Prospekte auf die Gärtnerei 'Hortulus' aufmerksam wurde, welche unweit unseres Aufenthaltortes Darlewo im Jahr 1992 dort entstanden ist.
Neben einem deutschen Gartenzentren sehr ähnlichen Geschäft hat der Besitzer auf engstem Raum Gartenanlagen geschaffen, die genau dem Zeitgeist entsprechen. Zu sehen ist ein Japanischer Garten, ein Steingarten, ein Heidegarten, ein Französischer Garten, ein Englischer Garten und auch laut Website ein Penthouse -Garten, an den ich mich aber beim besten Willen nicht erinnern kann, ihn gesehen zu haben. Als wir durchflanierten, dachte ich in einer der einschlägigen Gartenzeitschriften zu blättern.
http://www.hortulus.com.pl/

DieThemengärten waren teilweise akkurat gepflegt, mit teuren Gehölzen bestückt, dekorativem Beiwerk versehen, zeigten alle Elemente, die halt sehr fashionable sind. Eigentlich doch alles wundervoll, könnte man meinen, aber für meinen Geschmack war es entschieden "to much" auf viel zu engem Raum. Es störte mich schon sehr, dass ich meinen Blick nicht schweifen lassen konnte, sondern praktisch von einem Zimmerchen ins Nächste geriet.


Es gab aber durchaus auch Elemente, die ich originell fand: da war beispielsweise dieses blaugekachelte , surreale Sofa , das unerwartet an einem Teich stand und der sehr dressierte Knotenkräutergarten.
Knotengarten

Das blaue Kachelsofa


Ich urteile sicher auch so kritisch, weil ich absolut keine Freundin der übertriebenen Verwendung von Formgehölzen, Gartendekoration oder von Statuen bin, die vielleicht in Parkanlagen noch eine Berechtigung finden, normale Hausgärten mit begrenztem Raum steril und lebslos aussehen lassen .Bei Hortulus wurde mein Geschmack dann doch sehr auf die Probe gestellt, an jeder Ecke gab es themengerecht ein passendes Ornament, zurechtgestutzte Gehölz und die unvermeidlichen neckische Figuren.
Und da durfte dann natürlich auch eine eiserne eine Gartenlaube nicht fehlen, die hier allerdings blau angestrichen war, umsäumt von griechischen Marmorstatuen.
Sissinghurst lässt grüßen




Ein Spaziergang durch dieses Legoland/Disneyland für Gärtner ließ mich klaustrophobisch werden, die vielen Hecken, Büsche engten mich ein, mir wurde bewusst, wie wichtig Blickachsen sind und welche Bedeutung sie in einer Gartenanlage haben. Ich war richtig froh eine Erhebung im Garten zu finden, wo man über die Hecken des Gartens auf die Felder schauen konnte!
Natürlich ist mir bewusst, dass so eine Anlage eher kommerzielle Zwecke verfolgt, als eine Aufforderung wirken soll, anschließend im Gartencenter sich all die teuren Formgehölze zu kaufen, die es anbietet. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass auch etwas Individuelles und Eigenes ausgestellt wird, es war nicht für mich erkennbar.


Diese kleine Dahlie, die ich dann im Ruinengarten in einem Eckchen gefunden habe, regte dann doch meine Konsumwünsche an , die dann aber leider nicht erfüllt werden konnten, da sie nicht zum Verkauf stand.
Dahlia pomponikowa

8 Kommentare:

  1. Ich verstehe Dein Gefühl, dass es zu viel ist. Es ist Dir aber gelungen, tolle Bilder zu machen. Die Herbstfarben wirken so schön aus.
    Die Dahlia hätte ich auch gern gekauft...

    AntwortenLöschen
  2. Danke für diese Führung durch wohl aktuelle Garten-Architektur. Wo sich in den letzten Jahren die Garten-Trends hinbewegt haben, ist mir persönlich wurscht, und daher bin ich auch nicht auf dem Laufenden, was gerade 'in' ist.
    In Herrenhausen zum Gartenfestival im Mai hatten wir in einige der dort gezeigten Gartenkonzepte kurz reingesehen. Aber wir fanden die Gestaltung mit Beton, Stahl und Segeltuch so extrem, dass wir uns diese Entwürfe nur für die Handtuchgärten in Neubaugebieten mit aktueller Architektur vorstellen konnten. Wo ein neu angelegter Garten so klein ist, dass er einfach nur eine Freiluft-Wohnzimmererweiterung mit Kübelpflanzen darstellt.
    Insofern passt Dein Eindruck der zu engen Zimmer ja vielleicht in die Neubaugebiete. Denn wer hat heutzutage schon das Glück ein großes Garten-Grundstück zu besitzen. Und dann steht erst einmal an erster Stelle eine aufwändige Haus-Sanierung, und die hat es in sich...
    Sicherlich gibt es in den von Dir gezeigten 'Schau-Kojen' einige interessante Gestaltungsdetails, aber mir erscheint das dort auch etwas 'leblos', da inszeniert und vorbildlich gepflegt. Wenn die Natur sich dort das ein oder andere Stückchen zurückerobern dürfte, wäre der Eindruck sicherlich anders. So erinnert es wirklich nur an Hochglanz-Magazine.
    Also wieder eine Bestätigung für einen Garten, in dem die Natur mehr Freiheiten hat...
    Liebe Grüße Silke

    AntwortenLöschen
  3. Deine klaustrophoben Anwandlungen kann ich gut verstehen! Dennoch sind mir trotz der Fülle zwei Dinge sofort ins Auge gesprungen, die es mir sehr angetan haben: Die "Mauerruine" mit dem runden Fenster und das Blaue Sofa.
    Den Titel für diesen Post hast du absolut gut gewählt!
    Liebe Grüße, Margit

    AntwortenLöschen
  4. Anonym11:33 PM

    Sehr schön, ich liebe das.

    AntwortenLöschen
  5. ein weiterer interessanter Bericht über unseren östlichen Nachbarn. Ich muss doch wohl mal meine Vorurteile über Bord werfen und mal Richtung Osten fahren. Aus meiner Nachbarschaft fahren viele zum Tanken oder Einkaufen dorthin. Es ist ja nicht sehr weit. Vor über 30 Jahren habe ich mal bei Leba gezeltet. Das war es dann auch schon.

    AntwortenLöschen
  6. Du hast Recht, mir gefällt etwas mehr "Freizügigkeit" bei Themengärten auch besser. Jedoch die Liebe zum Detail ist auf Deinen Bildern allemal zu entdecken. Teils sehr schöne Elemente. Mir gefällt auch die Mauer mit dem Loch z. B. sehr gut.
    LG Birgit

    AntwortenLöschen
  7. Anonym7:30 PM

    Grüsse aus Finnland, sieht eigentlich sehr schön bei der Ostsee! Wollte nur fragen, wenn du noch einige Inkagurken Samen hast? Oder wie heisst die auf Lateinisch, um hier bei Gärtnern zu fragen können?

    AntwortenLöschen
  8. Anonym6:08 PM

    This text is worth everyonе's attention. Where can I find out more?

    Take a look at my blog: Lloyd Irvin

    AntwortenLöschen

Frühlingserwachen zum ersten...zum zweiten...und zum dritten?

Endlich scheint der Frühling sich entschlossen haben doch noch ins Land zu ziehen. Die öden und deprimierenden Tage und Nächte des Kah...