Das gute alte Buch erweist sich manchmal bei der Informationsbeschaffung immer noch ergiebiger als das weltweite Netz...aber wahrscheinlich liegt es nur an meiner dilettantischen Recherche, dass ich keine Anwort auf meine Frage nach der Bedeutung der roten Bestandteile der Päonienfrucht gefunden habe. Barbara (siehe Kommentar) konnte immerhin in ihrem Päonienbuch folgende Aussage finden "seed pods opening to show a brilliant cerise lining". Es kommt ganz selten zu reifen Samen, die dann auch brauchbar wären für das Vermehren der Pflanze." So wusste ich dann immerhin schon, dass die magentaroten Körner vermutlich sterile Samen sind.
Das Netz half mir dann nicht weiter bei der Antwortsuche, wieso eine Pflanze gleichzeitig sterile und fruchtbare Samen bildet, erst ein Blick in ein botanisches Buch in meinem Bücherschrank half mir weiter. In Peter Leins "Blüte und Frucht" (Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion, Ökologie) zeigte mir, dass die Vielgestaltigkeit der Früchte und Samen bei Pflanzen als Ausdruck einer Form der Anpassung an die "vielfältigen Ausbreitungsmöglichkeiten" zu verstehen ist. Wie die Bienchen dabei helfen Pollen zu transportieren, haben Pflanzen weitere tierische Helfer, die ihnen bei der Ausbreitung ihrer Samen helfen.
"Molly The Witch" ,wie die Paeonia mlokosewitschii bei den Engländern genannt wird, ist wirklich eine Hexenmeisterin. Ihre Balgfrüchte (das ist die korrekte botansiche Bezeichnung für ihre Samenverpackung) setzen bei der Verbreitung der Samen auf "Endozoochorie", d.h. pflanzenfressende Tiere fressen den Samen, diese durchwandern den Darmtrakt und werden mit dem Kot wieder ausgeschieden. Diese müssen also relativ resistent gegen den Darmsaft der Tiere sein.
Für die Art der Ausbreitung der Diasporen (Same oder Frucht bei den Spermatophyta) ist
ihr Bau von Bedeutung: Durch Tiere verbreitete Früchte sind deshalb oft fleischig und intensiv gefärbt, besonders wenn Vögel angelockt werden sollen, die sich ja nicht so sehr über den Geruchssinn orientieren . "Vorherrschend sind dabei rote Farben, manchmal verstärkt durch einen Schwarz-Rot-Kontrast. Die Größe der Diasporen ist oft korreliert mit der Größe der ausbreitenden Tiere."
Trotzdem bleiben einige meiner Fragen unbeantwortet:
Wieso bildet Molly in meinem Garten nur die sterilen Locksamen aus, aber keine, die ihr bei der Verbreitung tatsächlich einen evolutionären Vorteil verschaffen?
Oder ist mir einfach nur entgangen, dass die Vögel meines Gartens bereits auf Mollys Trick hereingefallen sind?
Das ist ja richtig spannend! vielleicht ist es eine Hybride?? Kann mir nicht recht vorstellen, dass Vögel nur die schwarzen abgepickt haben sollen...
AntwortenLöschen(ich vermisse bei deinen Blog-Artikeln die Überschriften - oder bin ich grad irgendwie blind??)
Lieben Gruß
Claudia
@Claudia: Meine Netzaffinität lässt halt zu wünschen übrig ;-)
AntwortenLöschenIch hatte schon einmal versucht, die Titelfunktion aufzurufen, damals habe ich es nicht gefunden, wie Du siehst, hat es jetzt geklappt!
Das ist sicher eine Hybride, das zeigte mir schon die leicht rosafarbene Blüte, "echte Mollys" blühen in einem klaren Gelb. Die Frage bleibt dennoch, wieso dann nur die sterilen Begleitsamen ausgebildet werden.
Hybriden sind nicht automatisch fortpflanzungunfähig, aber vielleicht ist sie selbst selbstinkompatibel und ich müsste mir noch ein zweites Exemplar anschaffen?
Deine Frage bezüglich Buch: Peonies, the Imperial Flower von Jane Fearnley-Whittingstall, hatte kurz nach dem Erscheinen 1999 eine sehr gute Presse. Und es gab später dann eine deutsche Uebersetzung. Ich kenne leider kein anderes so umfassendes Standardwerk über diese Pflanze. In der Bibliothek holte ich mir jeweils noch ein Werk von einem belgischen Autor (weiss den Namen nicht mehr), war aber mehr ein Bestimmungsbuch. Ich persönlich kann das Buch sehr empfehlen, würde es aber jetzt in der deutschen Sprache kaufen.
AntwortenLöschenLG, Barbara
Das ist ja wirklich interessant. Auf alle Fälle werde ich mir im Herbst diese Paeonie besorgen. Obwohl der Preis ja sehr hoch ist.
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