Samstag, August 04, 2007

Suchbewegungen


Dicentra


Dicentra torulosa Ranken
Keine Ahnung woher meine Vorliebe für Kletterpflanzen kommt, wahrscheinlich will ich unbewusst in meinem Garten eine Dschungelatmosphäre schaffen oder leide ich unter dem Dornröschensyndrom, so dass das schon Krankheitswert hätte?
Momentan beobachte ich die Rankbewegungen zweier einjähriger Kletterpflanzen:
Dicentra torulosa hatte ich bereits letztes Jahr im Garten: sie ist ein sehr zartes kletterndes tränendes Herz, das erst relativ spät im Vegetationsjahr in Fahrt kommt und erst jetzt ein paar spärliche Blüten zeigt. Die Samen des letzten Jahres hatte ich zwar abgenommen, aber vergessen rechtzeitig vorzuziehen. Ich bemerkte dann aber beim Jäten, wie ein Sämling aufgegangen war und inzwischen ein dichtes Geflecht zwischen Rosen und Aconitum gesponnen hat.




Rosenknospe umsponnen


Kletterpflanzen wie diese auch werden mehrere Meter hoch, sind aber nicht in der Lage ihr eigenes Gewicht zu tragen, sind also immer auf der Suche nach Stützen. Die verschiedenen Kletterpflanzen haben verschiedene Methoden zum Klettern, so bildet Efeu Haftwurzeln, Kletterrosen sind sogenannte Spreizklimmer, die sich mit ihren Stacheln so verankern können, dass sie nicht umkippen können. Dicentra torulosa bildet Ranken, die jungen Ranken sind ständig auf der Suche nach Halt. Solche Suchbewegungen nennt man Circumnutationen: Die Organspitzen beschreiben kreisförmige, hin -und herpendelnde Bewegungen, wobei es sich hier um eine Bewegung durch Wachstum handelt. Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen zur Drehgeschwindigkeit der Ranken, Vitis vinifera braucht beispielsweise nur eine Stunde (!) für eine Umdrehung, die Glycine im Vergleich dazu drei Stunden!


Trifft die Pflanze auf einen Widerstand beginnt die Umwindungsreaktion. Wie rasch die Ranken mit Umwindung reagieren auch das wurde untersucht. So gibt es sehr empfindliche Arten wie Passiflora oder die Haargurke, die innerhalb von 3o Sekunden reagieren, Corydalis claviculata braucht dagegen 18 Stunden, hat also eine sehr lange Leitung.


Nach dem Umwinden des Haltepunkts gleicht sie zunächst einer straff gespannten Schnur, dann bildet sich aber eine elastische Schraubenfeder, so dass sie hervorragend gegen Wind und Stoß gesichert ist!


Gewusel



Dicentra torulosa

5 Kommentare:

  1. Anonym10:40 PM

    Super Aufnahmen dieser filigranen und suchenden Ranken! Vor vier Jahren war mein Rosengarten ja noch ein Rebberg und da habe ich auch immer wieder gestaunt wie bei Rebstöcken gewisse Triebe sich um die Drähte gewickelt hatten. Im Frühjahr als ich die Reben schneiden musste, hatte ich oft meine liebe Mühe diese Ranken von den gespannten Drähten zu entfernen. Das zweite Bild hat mich sehr daran erinnert.
    Ein erholsames Wochenende und LG.
    Barbara

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  2. Wieso üben? Deine Kletterpflanzenbilder finde ich wirklich beindruckend.
    Außerdem ist die Ausbeute von gestern Abend vergleichsweise gering. Denn es ist wirklich nicht einfach das Licht so einzufangen, wie es tatsächlich in dem Moment wirkt. Da muß schon das ein oder andere Bild etwas nachbearbeitet und harmonisiert werden damit es der tatsächlichen Abendstimmung entspricht...
    Liebe Grüße Silke

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  3. Hallo Sisah, danke für Deinen Besuch auf meinem Blog. Zu Chinesischen und Japanischen Gärten, die Philosophie ist sehr ähnlich, nur ist in Japan wegen dem permanenten Platzmangel Natur ganz klein und enggedrängt. In China haben die Gärten mehr Raum. Da gilt auch für Bonsais, in Japan klitzeklein, in China sind alte schöne Exemplare in den Töpfen durchaus 1 m hoch. Ich werde mal schauen, ob ich Dir Fotos zeigen kann, hatte da noch keine Digi, dauert.
    Ich erfreue mich an Deinem schönen Kletterpost. Ich bin auch immer fasziniert, wie sich wilder Wein, Clematis, Gloriosa u.a. ihren Weg suchen und mit den Blättern, die wie kleine Klammeräffchen sein können ihre Höhe erobern. Schönen Sonntag wünscht Dir Wurzerl

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  4. Sisah, mein kletterndes Tränendes Herz wird im Winter gut abgedeckt und treibt jedes Frühjahr wieder aus.
    Liebe Grüße Monika

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  5. @Barbara: Einen Vitis habe ich auch,dessen Ranken sind wirklich sehr stabil, das ist schon beachtlich. Die abgebildeten sind dagegen sehr zart und zerbrechlich.
    @Silke: Stimmungen einzufangen, die durch Licht entstehen, finde ich schon recht schwierig, Der Vorteil der digitalen Fotografie ist, dass man unendlich üben kann, bis man ein Foto findet, das einem gefällt. Ich bin übrigens dazu übergegangen, die Bilder über Ipernity herunterzuladen, da die Qualität dann viel besser ist. Da die Größe der Fotos dann nicht mehr so gut passte, habe ich mein Layout geändert.
    @Wurzerl:
    Ich würde mich freuen, wenn ich in Deinem Blog etwas über chinesische Gärten lesen könnte. Aber kein Grund zur Eile!
    @Monika: Bist Du sicher, dass es sich bei Deinem kletternden Tränendem Herz um das abgebildete handelt, das sieht so zart aus, dass ich mir die von Dir beschriebene relative Winterhärte gar nicht vorstellen kann.

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