Freitag, September 14, 2007

Die Ahornblättigen Platanen im Fließtal


Aufschub des Todesurteils für die Mönchmühler Platanen! Ich habe zwar nicht die Sitzung des Umweltausschusses verfolgen können, aber es stand dann ein Bericht im Oranienburger Anzeiger, der regionalen Zeitung, die ich mir extra besorgt hatte: als Ergebnis der zweistündigen Sitzung ist vorgesehen ein weiteres Gutachten einzuholen, um die Platanen retten zu können. Sie sollen vom Brandkrustenpilz befallen sein. Dieser Pilz dringt über Wurzelverletzungen ein und besiedelt Wurzel, Stammfuß und den unteren Stammbereich und lässt ihn faulen. Unter Belastung kippt der dann Baum um. Die Pilzfruchtkörper sind kaum sichtbar.
Da haben die Gutachter ja einen richtigen, heimtückischen Pilz gefunden. Für uns Laien nicht zu erkennen, nur etwas für Fachleute.Mir fällt es schwer, einem von der Gemeinde bestellten Gutachter zu trauen, wenn man gleichzeitig weiß, dass die Straße ausgebaut werden soll, weil förderprogrammaffin. (Ich erinnere mich nur ungern an meine einzige Teilnahme an einer örtlichen Sitzung der SPD, die ihr Programm vorstellten ,und war damals schon entsetzt über die Auto- und Straßenbauvernarrtheit eines Vertreters dort.)

Na, immerhin gab´s ja Aufschub.
In Berlin steht eine ähnlich große Ahornblättrige Platane wie die in Mönchmühle an der Potsdamer Straße unweit des Potsdamer Platzes, umrauscht vom Straßenverkehr: die Kaiserplatane. Sie hat auch schon mehrere Versuche überstanden, sie zu beseitigen, auch sie ist inzwischen hohl. Im Weltkrieg II war dort ein Villenviertel (Margarethe/Victoriastraße), welches die wilden Kämpfe des Krieges nicht überstanden hat. Wohl aber die Platane! 1960 wurde dann die Entlastungsstraße durch den Tiergarten gebaut, die Platane sollte dann weichen. Aber auch damals gingen Bürger schon auf die Barrikaden. Diese Platane wurde stehtdort übrigens seit 1850 . http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen/stadtbaeume/de/einzelbaeume/mitte/kaiserplatane.shtml
Ich nehme an, dass unsere Platanen vor Ort etwa gleich alt sind. Bei Wikipedia kann man lesen, dass diese Platanenart-eine Hybride aus P. orientalis X P. occidentalis - erst im 17. Jahrhundert nach Deutschland eingeführt worden sind, also sind die an den Baum gehefteten Altersangaben in Mönchmühle maßlos übertrieben!
Auch im Schlosspark des Schlosses Schönhausen (wird gerade renoviert) sollen solche Baumungetüme stehen, also ganz in der Nähe in Pankow. Eine von ihnen soll einen Umfang von 6 m haben , eine weitere eine Platane einen "Durchblick" haben, weil ebenfalls hohl. Sie wird auf ein Alter von zweihundert Jahren geschätzt und steht trotz des Lochs immer noch! Ob die auch diesen geheimnisvollen Pilz hat?? Hier gibt es ein Foto von ihr zu sehen :
http://www.cornelius-bechtler.de/home

6 Kommentare:

  1. Liebe Sisah, für solche Aktionen benötigt man immer einen langen Atem. Bäume, Pflanzen, Tiere sind für den Staat und viele Menschen eben immer noch nur eine Sache. Doppelt bewundernswert die Leute, die sich trotzdem immer wieder einsetzen, z. B. für diese Bäume.
    Ich wünsche Euch, dass es nicht beim Aufschub bleibt, sondern eine dauerhafte Entscheidung gefällt wird.
    LG aus der alten Heimat, Birgit

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  2. Da bin ich ja gespannt, wie das Thema weitergeht! Aber wo ein heimtückischer fast unsichtbarer Pilz ist und noch dazu ein städtischer Gutachter - da ist wohl auch der geplante Straßenbau nicht fern.
    In solchen Momenten erinnere ich mich auch an 2 herrliche alte Bäume, wohl sogar auch Platanen, die in Braunschweig ebenfalls der Straße weichen mussten. Es ist zwar schon sehr lange her, aber die Bäume fehlen mir dort immer noch, wenn ich da mal wieder vorbei komme.
    Wünsche Dir trotzdem eine sonnig warmes Spätsommer-Wochenende!
    Liebe Grüße Silke

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  3. Anonym11:59 AM

    Vielleicht gilt ja mal der veränderte Ausspruch "Aufgeschoben ist aufgehoben" einer unverbesserlichen Optimistin. Ich wünsche euch jedenfalls, dass der Ausgang dieser Geschichte baummässig positiv ausfällt.
    Lieben Gruss, Barbara

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  4. Hab schon gewartet, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Nun, immerhin mal eine Verschnaufpause, obwohl die Geschichte mit dem geheimnisvollen Pilz macht irgendwie misstrauisch. Bei euch sollen "wenigstens nur" einige alte Platanen einem Straßenausbau weichen (was ich absolut verurteile), bei uns soll sogar eine Transitautobahn mitten durch den Nationalpark (!) Donauauen gebaut werden... Wie du schreibst, die "Auto- und Straßenvernarrtheit" von Politikern ist wirklich ein Graus. Mehr und breitere Straßen werden immer noch erfolgreich (!) mit mehr Fortschritt und Lebensqualität "verkauft". Welch' ein Irrglaube.
    Bin gespannt, wie die Platanengeschichte weitergeht!
    Liebe Grüße & ein schönes Wochenende, Margit

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  5. Habe mir eben mal Deine Weinbergschnecke und Darwin's Text auf Deiner Sidebar zu Gemüte geführt. Schade, dass in der Schule so etwas immer nur so spröde behandelt wurde. Aber vielleicht ist das auch noch zu früh, dass sich die Bereitschaft und das Verständnis für solche Zusammenhänge erst später entwickelt.

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  6. Anonym11:48 AM

    ...im Fließtal - das hört sich ja schon fast poetisch an. Habe auch eine Platane in meinem Garten und bin immer wieder begeistert von dieser großartigen Pflanze. Hier findet ihr alle wichtigen Informationen über sie: http://www.lenas-tulpenbaum.de/platane.html .

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